Ein Anruf beim „Doppelpass“
Für mich gehört „Fußball-Talk“ mit zu den schlimmsten Begleiterscheinungen des „modernen Fußballs“. Von dieser Einschätzung ist für mich (Achtung, persönliche Meinung!) kein einziges Format ausgenommen, egal, welcher Sender, ob in Fernsehen oder Rundfunk, überall das gleiche inhaltsarme, phrasengetränkte Gelabere der immer gleichen „Experten“, jedenfalls, sofern es die Aufbereitung unseres schönen Sports innerhalb des medialen Rechteverwertungskartells betrifft. Ich habe mir schon vor Jahren abgewöhnt, Sendungen wie „Sky90“ oder „Wontorra on Tour“ anzuschauen.
Aus all dem seicht-hysterischen Grundrauschen Woche für Woche ragt in der Tat noch eine Sendung heraus, die ihre „Konkurrenz“ mühelos in den Schatten stellt, und das ist der „Doppelpass“ des notdürftig als Sportsender verkleideten 24/7-Werbekanals „Sport1“.
Ich denke, dass der gesamte Flugbetrieb im Erdinger Moos nicht so viel unnötiges Kohlendioxid erzeugt wie die belanglosen Wortbeiträge im wöchentlichen „Doppelpass“. Die sofortige Einstellung dieser Sendung würde einen größeren Beitrag zur Reduzierung unnötiger CO2-Emissionen leisten als ein Verbot des Flugbetriebes über dem Erdinger Moos.
Da ich den „Doppelpass“, wie bereits erwähnt, nie sehe, muss ich mich darüber natürlich nicht aufregen. So what? Dank sozialer Medien ist es aber trotzdem praktisch unmöglich, durch das Leben zu gehen, ohne doch gelegentlich mit ausgewählten „Dopa“-Inhalten konfrontiert zu werden. Und so war es mir einfach nicht möglich, den heutigen Spontananruf eines bayerischen Wurst-Tycoons aus der heurigen Wirtschaft in der Sendung zu ignorieren. Mit einer Mischung aus ungläubigem Erstaunen und angeekeltem Widerwillen musste ich den kurzen Ausschnitt einfach anschauen, wieder und wieder und immer wieder. Hören, wie sich Uli H. die Expertenschar zur Brust nimmt und dabei Herrn Fenske vom „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ der völligen Ahnungslosigkeit bezichtigt. Akustisch ist der Hoeneßsche Wortschwall kaum zu verstehen, was hoffentlich der schlechten Qualität (Ha ha, Qualität!) des mobilen Netzes an vielen Andi-Scheuer-Hotspots in Bayern geschuldet ist.
Es ist wie eine Naturkatastrophe, ich will nicht hinsehen, muss es aber einfach tun, ich bringe nicht die Kraft auf wegzuschalten. Psychologen können dieses Verhalten sicher erklären. Um das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten, blieb mir nun nichts übrig, als eine neue Strophe für ein altes bayrisches Volkslied aus den frühen 1980er Jahren zu schreiben. Da ist das Ding:
Skandal im Redaktionsnetzwerk
Ja, Uli hat ein Telefon
mit Direktdurchwahl zum Dopa-Phone.
Jetzt sorgt er selbst für Qualität,
wenn die Presse schlecht von Bayern red‘t
Für den Sportdirektor kein Respekt?
Der Beschützerinstinkt ist geweckt.
Der Brazzo ist voll integriert,
Diese Runde ist schlecht informiert.
Sitzt draußen vor der großen Stadt
wirklich keiner, der wo Ahnung hat?!
Skandal im Red.-Netzwerk!
Skandal im Red.-Netzwerk!
Skandaaaaal!
Doch nicht mit Uli!