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Musik & Fußball

Nullpunktewoche

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F.C. Hansa Rostock – Hannover 96 1:2, 19. August 2023, Ostseestadion, 2. Liga, 3. Spieltag

„Sechspunktetag“ und Pokaltriumph? Das war gestern und konnte so natürlich nicht weitergehen. Also abhaken und zurück in den Alltag: Hansa beginnt wieder damit, auf dem Platz zu liefern. Die letzte Woche in Pflichtspielzahlen ist schnell auf den Punkt gebracht, besser gesagt: auf jeweils 0 Punkte für die Profis und die U23 (2 Spiele).

Es war nicht alles schlecht

Frauenpower

Immerhin bleiben die Hansa-Frauen mit 1:1 beim Walddörfer SV und 3:2 bei Victoria nun auch im dritten und vierten Testspiel unbesiegt. (Woher ich das weiß? Von der Hansa-Homepage leider nicht, jedenfalls nicht von den ersten drei Seiten.)

Kleiner Spontanservice, so müsst ihr nicht selbst suchen, das sind alle bisherigen Ergebnisse und die nächsten Spiele, gefunden bei fussball.de:

04.08.   FC St. Mirren Ladies        4:0         Sportplatz Poel

13.08.   SV Wahlstedt                    3:0         Wahlstedt, Scharnhorststraße

19.08.   Walddörfer SV                  1:1         Stadion Allhorn

20.08.   Victoria Hamburg            3:2         Lokstedter Steindamm

26.08.   Stahl Brandenburg                          Stadion am Quenz

27.08.   B.W. Hohen Neuendorf                 Niederheide, NR1

7500 für Boulette / RL-NO: FC Hansa II – Energie Cottbus 2:3

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Einen ausführlichen Spielbericht findet ihr auf der Hansa-Homepage. Meine eigene Kurzfassung sieht folgendermaßen aus: In einem sehenswerten Spiel schnuppern die „Amas“ lange an der sportlichen Überraschung, aber gegen eine abgezockte Regionalligatruppe wie Energie sollte man wohl wirklich nicht zu früh in Führung gehen. Selbst ein Zwei-Tore-Vorsprung zur Halbzeit erweist sich dann auch als nervlicher Ballast, gerade wenn so schnell der Anschlusstreffer fällt. Ich denke dennoch, dass das Spiel als wertvolle Erfahrung für die junge Mannschaft mitgenommen werden kann, erst recht angesichts der großartigen Kulisse, mit der sich „Boulettes“ Traum endlich erfüllt hat. Das ist es letztlich, woran ich mich später gern erinnern werde.

7546 Eintrittskarten stehen auf der Habenseite, kannste nich‘ meckern. Die Stimmung auf den Rängen ist ordentlich, orientiert sich am Spielverlauf. Heute ist kaum noch etwas davon zu spüren, dass Cottbus ab den frühen „Nuller Jahren“, besonders in den kurzen gemeinsamen Bundesligazeiten, ersatzweise als Haupt-„Feind“ eingesprungen ist, während sich St. Pauli in der Regionalliga „vergnügte“ und somit bis zur Wiederbegegnung 2008 fast aus unserem Bewusstsein verschwunden war.

Die „Hassliebe“ zu Energie ist noch rudimentär vorhanden, aber früher war einfach mehr Lametta. Heute ist schon der Gipfel erreicht, wenn das fiese „Hansa-Schweine!“ aus dem Gästeblock von unserer Nordtribüne schlagfertig mit „Cottbus-Schweine!“ gekontert wird. War schon ‘ne schöne Zeit damals im Sandkasten. Spaß haben heute wohl alle gehabt, die gekommen sind. Und das ist doch die Hauptsache.

Wir ha’m bezahlt, du kannst jetzt geh’n. (nach einem Kurven-Klassiker)

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Ob Hansa-Chefcoach Alois Schwartz bei dem Spiel auch Spaß hat? Ganz sicher, den lässt er sich auch nicht nehmen, als er seinen gut gepolsterten Tribünenplatz für vier dunkle, kräftig gebaute Gestalten aus der Landeshauptstadt räumen muss („Klar, ihr habt das hier bezahlt, ich finde schon was.“), und auch dann nicht, als sich dies 15 Minuten später am neuen Platz wiederholt. Ist der Mann cool! Wir halten fest: Unser Trainer ist tiefenentspannt und klebt nicht an seinem Stuhl, also wünsche ich ihm und uns, dass sein Sitz auf der Trainerbank allzeit sicherer sein möge als im Tribünensessel.

Video kills the stadium roar

Kommen wir zum Spiel gegen Hannover. Wie schon in der letzten Saison gewinnt ’96 durch einen diskutablen Elfmeter. Bevor jetzt alle auf mich einschlagen, „diskutabel“ ist ausdrücklich kein Synonym für „unberechtigt“, aber Hinterfragen muss schon erlaubt sein. Da ich die strittige Szene aus meiner Stadionperspektive nicht erkennen und vor „Redaktionsschluss“ für diesen Artikel keine TV-Bilder sehen konnte, belasse ich es bei der Feststellung. Die Entscheidung trifft sowieso der Schiedsrichter (Das tut er doch?!). Dass er dafür gefühlte 10 Minuten (O-Töne A. Schwartz, M. Kolke) benötigt, verschiebt den Zeiger auf meiner persönlichen VAR-Akzeptanzskala weiter in den roten Bereich.

Kann man wirklich nichts dagegen tun? Ich denke, all diese Bestrebungen, den Fußball zum komplett durchgestylten Hochglanz-TV-Produkt zu machen, enden erst, wenn sie das endgültig geschafft haben, oder wenn aus den Stadien nicht mehr die gewünschten Bilder geliefert werden. Das ist natürlich viel verlangt und einfach nur weltfremde Spinnerei, aber was wäre, wenn bei jedem VAR-Eingriff plötzlich Stille auf den Tribünen ausbricht? Kein Jubel bei nachträglicher An- oder Aberkennung von Toren, Elfmetern, Platzverweisen und so weiter? Ist gut, ich höre ja schon auf. Dann spürt vielleicht auch das interessierte TV-Publikum: Der „Videobeweis“ ist für die Stadionatmosphäre dasselbe wie das Abschrecken fürs gekochte Frühstücksei.

Fazit: VAR abschaffen, oder noch besser Fernsehen raus aus den Stadien!

Wie auch immer, heute steht unterm Strich eine vermeidbare Niederlage nach engagiertem Auftritt und „griffiger“ 2. Halbzeit, es wäre aber zu einfach, dies auf eine einzelne Spielsituation (11m) zu reduzieren. Für mich hat Hansa eine ordentliche Leistung abgeliefert, nur eben mindestens ein Tor zu wenig erzielt. Sogar dafür hätte eine einzelne Situation gereicht, allein der bedauernswerte Schussversuch nach Ingelssons Lattentreffer … Kinder, das ist euer Beruf, da darf so eine Direktabnahme gern auch mal in Tornähe landen. Ich empfehle gern wieder den ausführlichen Spielbericht im 65Journal .

Oldschoolspieltag

Auf den Tribünen haben Verein und organisierte Fanszene zum Spiel gegen Hannover den „Oldschoolspieltag“ ausgerufen, das Resultat ist überwältigend. In diesem Zusammenhang möchte ich einfach (mit Erlaubnis des Autors) aus einem Social-Media-Beitrag des langjährigen Hansafans „PC“ zitieren, der das wunderbar auf den Punkt bringt:

„Jede Menge Kulttrikots, alte Banner und ein Meer aus Fahnen, wie es sich im alten Ostseestadion anfühlte. Auch mit VAR-Niederlage gegen Hannover wars gestern ein großartiger Tag. Hansa glänzt nicht mit dem technisch schönsten Fußball, aber mit einem partizipativen Stadionerlebnis, bei dem jede und jeder seinen Beitrag leisten kann, Teil der Sache ist. WIR machen Hansa, WIR sind die Fankultur, WIR sind der Fußball gegen das Entertainment der Bonzen!“

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