F.C. Hansa Rostock – Eintracht Braunschweig 1:0, 30. September 2023, Ostseestadion, 2. Liga, 8. Spieltag
Sport: Peter-Schyrba-Gedächtnis-Kopfball* entscheidet den „Härte(l)test“ auf dem Rasen für Hansa
*Am 26. September 2010 traf „Pete“ Schyrba in der Nachspielzeit per Kopfball nach Ecke zum 2:1 für Hansa gegen den BTSV. Der damalige Hansatrainer, der auch heute im Ostseestadion anwesend war, erinnert sich mit Sicherheit, bestimmt auch daran, dass der Eckball von der anderen Seite ausgeführt wurde und wir diesmal noch ganz knapp in der regulären Spielzeit sind. Ich lasse mir meine Euphorie doch nicht von Fakten kaputt machen.
Zum Spiel: Ohne den Trainern persönlich zu nahe treten zu wollen, beim Spiel Team Schwartz gegen Team Härtel dürfte es niemanden überraschen, wenn die Euphorie über weite Strecken überschaubar bleibt. Das liegt in der Natur der Sache bei Duellen dieser Art, wenn Verlieren für beide verboten ist. Nach dem Spiel beanspruchten beide Trainer je eine Halbzeit für sich, sahen in ihrer eigenen Mannschaft die „bessere“, was wohl auch zutrifft: Hansa mit gutem Beginn und Chance(n) in Hälfte 1, Eintracht deutlich verbessert und am Drücker und mit Möglichkeiten nach dem Wechsel. Dass das einzige Tor im Spiel aus einer Standardsituation heraus fällt, ist nur konsequent. Und zeigt zugleich, dass der Fußballgott manchmal einen sehr speziellen Humor hat: Ein (entscheidendes) Hansa-Tor nach Eckball!

Fazit
Jens Härtels Enttäuschung darüber, nicht wenigstens einen Punkt als Minimalausbeute mitnehmen zu können, ist nachvollziehbar. Fairerweise bezeichnet Alois Schwartz den Hansa-Erfolg als „glücklich“, auch da stimme ich (glücklich, meine persönliche Negativserie nach dem Saisonstart endlich gestoppt zu haben) zu.
Spielberichte der Vereine:
Notizen vom Spielfeldrand
Kein Rad ab
Eine schöne Begleitgeschichte zum Spiel lieferte die Ankunft eines Hansa-Anhängers, der die Reise zum Spiel aus seiner australischen Heimat über große Strecken mit dem Fahrrad absolviert und dabei mehr als 5000 Kilometer im Sattel verbracht hat. Eine tolle sportliche Leistung des 72jährigen (!!).

Geteilte Freude ist doppelte Freude
Das gilt natürlich auch und ganz besonders für Wiedersehensfreude. Dass Jens Härtel seine Freude über die erstmalige Rückkehr ins Ostseestadion mehr nach innen richtete, ist verständlich, ich hätte da auch nicht mit ihm tauschen wollen. Gut gefallen haben mir die Publikumsreaktionen. Ich war leider noch nicht im Stadion, als „Jenser“ unter dem Applaus der schon Anwesenden den Innenraum betrat, dafür möchte ich ein großes Lob an unseren Stadionsprecher Olli loswerden, der beim Verlesen der Gästeaufstellung nach dem Namen des Trainers vernehmlich eine Pause einlegte, in der noch einmal Beifall von allen Tribünen aufbrandete, Gut gemacht, alle!
Fast ausverkauft
Für den Heimbereich des Ostseestadions wurde „Ausverkauft!“ vermeldet, im Gästeblock war das erkennbar nicht der Fall. Die Gründe dafür kenne ich nicht, spekulieren will ich nicht, aber es wird schon welche geben. Bedauerlich ist das in erster Linie für das Gästeteam, das in der aktuellen sportlichen Situation sicher jede Unterstützung der eigenen Fans gut gebrauchen kann, wozu die „Löwen“ ja durchaus in der Lage sind, wie wir uns zuletzt beim Saisonfinale im Mai überzeugen konnten. Schade.
Die! Pokale! dem F.C.H.!
2. Runde DFB-Pokal/Männer beim 1. FC Nürnberg
Die Begeisterung hält sich bei mir in Grenzen, ich hätte gern mal wieder ein Heimspiel gehabt. Von offizieller Vereinsseite ist der Kurs aber klar, ich greife ein paar Schlagworte heraus: „Ligakonkurrent“ / „spielstark“ / „Augenhöhe“ / „brutal schwer“ / „alles reinhauen“ / ….. BINGO!
Gespielt wird am 31. Oktober oder 1. November.
1. Runde Landespokal MV/Frauen
Unser bisher in der Verbandsliga so erfolgreiches Frauenteam empfängt am3. Oktober den FC Anker Wismar in der ersten K.O.-Runde des Landespokals. Gespielt wird (leider) auf dem Kunstrasen an der Nachwuchsakademie, ein schöner, gut bespielbarer Platz, schließlich habe ich ja beim Bau 2 Quadratmeter mitfinanziert, nur kaum geeignet für Sportarten mit Zuschauern. Wird ja vielleicht noch. Aber kommt ruhig hin, der Eintritt zum Spiel ist frei und ihr habt am Tag der deutschen Gemeinheit wenigstens etwas Sinnvolles vor.
Ein Tropfen Essig im Wein der Freude
Leider muss ich bei aller Freude über den jüngsten sportlichen Erfolg kurz auf die Spaßbremse treten. Nach dem Spiel wurde ein Foto verbreitet, das offenbar in einer WC-Kabine des Ostseestadions entstand, vermutlich im Gästebereich. Zu sehen ist die großflächige „Tapezierung“ mit Aufklebern. Diese „Reviermarkierungen“ sind an vielen Standorten üblich, in Rostock und ganz Mecklenburg-Vorpommern und weit darüber hinaus. Muss man generell nicht gut finden, das tue ich auch nicht, es gehört aber mittlerweile irgendwie zu den Erscheinungsformen der Subkultur.
Juristisch erfüllt das vielleicht den Tatbestand der „Sachbeschädigung“, aber ganz ehrlich, wer will dagegen effektiv etwas ausrichten, wenn kein „Täter“ gefunden wird, „mit Kanonen auf Spatzen schießen“? Um im Fußballkontext zu bleiben, den Verein, dessen Farben und Symbole immer herhalten müssen, an den Pranger zu stellen, geht schnell. Nur wie soll der das konkret verhindern? Bis hierhin ist das aber auch kein Hansa-exklusives Thema.
Was ist nun im aktuellen „Fall“ das Problem? An der Wand der WC-Kabine wurde ganz „unpolitisch“ mit „Edding“ ein extrem geschmackloser „Hinweis“ hinterlassen, wie Gästefans bei uns zu „behandeln“ sind, einmal grundsätzlich, und dann konkret, wie mit den Anhängern eines namentlich genannten Vereins zu verfahren ist. Ich verzichte aus ethischen und möglicherweise rechtlichen Gründen auf Namensnennung, wörtliche Wiedergabe und Verlinkung des Bildes. Zu besichtigen ist es im Netzwerk „X“ (vormals Twitter).
Es handelt sich mutmaßlich um eine Einzelperson, die für diesen Vorfall verantwortlich ist, aber leider passt alles genau in das Bild, das ein nicht kleiner Teil der Anhängerschaft des F.C. Hansa seit gut zwei Jahren während und im Umfeld von Hansaspielen wiederholt abgegeben hat. Ich bin immer noch überzeugt, dass die Mehrheit der Hansafans diese menschenverachtenden Äußerungen ablehnt, und kenne genügend Fans (auch organisierte), von denen ich das weiß. Nur ist unser Bild in der öffentlichen Wahrnehmung ein anderes, was für mich nur schwer zu ertragen ist. Wenn ich zwei Wünsche frei hätte, wären diese:
- ein Verein, der da, wo er Einfluss nehmen kann, dies auch tut (bei dem, was im Stadion passiert, ist das ja wohl der Fall?), und wenn fürs Erste regelmäßig nachgesehen wird, welche Art Botschaften in bildlicher oder verbaler Form im und am Ostseestadion (unserem „Wohnzimmer“!) verbreitet werden
- eine organisierte Szene, die sich genau anschaut, was für Leute unseren Verein als Medium zum Transport rechtsextremer bis faschistischer Propaganda benutzen und dafür in der Kurve untertauchen.
War das jetzt zu „politisch“? Tut mir nicht leid. Eher, dass dieser Teil mehr Raum erhält als die Freude über den jüngsten sportlichen Erfolg. Aber worauf wird man wohl häufiger angesprochen, wenn Hansa anderswo das Thema ist? Ja, ja, ich weiß, das sind nur die Klugscheißer im Internet, die sowieso von nichts Ahnung haben.
Kinotipp: Wochenendrebellen
Um die Laune wieder etwas anzuheben, habe ich abschließend noch einen Filmtipp , sind ja bald Ferien:
Seit dem 28. September läuft in vielen Kinos der Spielfilm „Wochenendrebellen“, nach einer wahren Geschichte von Vater und (autistischem) Sohn, die gemeinsam einen Lieblingsverein suchen. Vielleicht kennt ihr ja sogar die Buchvorlage oder wart schon mal bei einer Lesung der beiden (in MV zum Beispiel 2019 im Peter-Weiss-Haus oder beim „Wasted in Jarmen“), aber auch wenn nicht, wer sich für Fußballkultur und Fans interessiert und vielleicht etwas darüber erfahren möchte, wie Autisten ihren Alltag meistern und ihre Umgebung erleben, und das mit viel Humor und ohne erhobenen Zeigefinger, kommt auf seine/ihre Kosten. Geht ruhig mal wieder ins Kino.
