Hanseator

Musik & Fußball

Spielszene; Ein Warsower Spieler versucht, den Ball ins gegnerische Tor zu köpfen, und wird von den Leezener Abwehrspielern bedrängt.

The Eye of the Spider

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SV Warsow – SpVgg. Cambs-Leezen II 1:3 (Kreisliga Westmecklenburg/Mitte), 8. Oktober 2023

Wohin heute?

Sonntags zu hoppen, kann oft schwierig sein, jedenfalls als nicht Motorisierter. In Frage kommende Kandidaten zum Mitfahren sind in weiter Ferne unterwegs, das bietet sich bei Hansaspielen in Süddeutschland ja auch an, oder brauchen selbst mal einen Tag Ruhe, auch das bietet sich nach Hansaspielen (nicht nur) in Süddeutschland an, wenn man mal wieder genug gesehen hat. Bleibt für mich nur Selbsthilfe. Genau für solche Fälle gibt es die Kreisliga. Und das Fahrrad will ja vor dem Winter auch noch bisschen bewegt werden. Also Matchkalender-App öffnen, maximale Entfernung vorgeben: 10 Kilometer. Wer lacht da? Ich bin keine 59 mehr! Und im Hellen nach Hause zu kommen, hat auch was.

Die Spielauswahl ist auf den ersten Blick keine einfache Entscheidung: Innerhalb des Wunschradius kommen vier Spiele in Frage, eins davon sogar in Schwerin, aber auf Kunstrasen, das ist sofort raus, obwohl ich da nicht mal zwingend aufs Rad steigen müsste, aber wart ihr schon mal sonntags mit ÖVM in Schwerin unterwegs? Eben! Bleiben noch Plate, Holthusen und Warsow. Die ersten beiden habe ich schon, somit ist es entschieden, wobei in Holthusen (Keisliga) immerhin ein Kreispokalspiel gegen den Kreisoberligisten FC Selmsdorf (Ergebnis 4:1) und, wie ich später … zu spät … erfahre, 30 Liter Freibier locken. Den Ausschlag gibt der für mich neue Ground. Und für die Gäste habe ich sogar mal gespielt, in meinem ersten richtigen Verein als Aktiver: zwar „nur“ bei den Alten Herren, denen ich aber für alle Zeit dankbar bin, dass ich mit meinen übersichtlichen technischen und taktischen Skills mitspielen und zur „Legende“ (selbst ernannt) werden durfte. Einmal – immer, wie es so schön heißt.

Roadtrip: Mund zu, Augen auf!

Ich stelle wieder einmal fest, dass rund um Schwerin eine ganz ordentlich ausgebaute Infrastruktur an Radwegen besteht. Das erweist sich als sehr praktisch, führt meine Route doch entlang der B321, einer vielbefahrenen Strecke, die ohne schützendes Blechgehäuse zu befahren doch recht spaßbefreit ist. Außer eben sonntags! Ich rolle entspannt durch die wohltuend flache, seniorenfreundliche Landschaft, die eine perfekte Kombination schönster Klischeevorstellungen über ländliches Mecklenburg und sonntägliches Nichts bereithält. Wichtig: Beim Fahren den Mund möglichst geschlossen halten, sonst fängt man massenhaft Insekten wie der Blauwal den Krill.

Ein Spinnenfaden spannt sich von einem Laternenpfahl rechts aus über den Radweg (unten links im Bild)

„Straßennetz“ in Westmecklenburg

Es ist so dermaßen nichts los, dass sogar die heimischen Spinnen am hellichten Tag ungestört ihre Netze in „Augenhöhe“ über die Bundesstraße hinweg weben, als würden im Straßengraben Taranteln oder die neumodischen Nosferatu-Spinnen um die besten Jagdgründe wetteifern. Gut, ich übertreibe natürlich, schließlich verweben sie ja nur den Radweg. Von wegen entspannt durchrollen, ich habe doch Angst vor Spinnen. Aber was soll’s, ich stelle mich der Herausforderung, sprich: ich sehe zu, dass ich weiterkomme, kann leider nicht zum Essen bleiben. Sorry, Tarantula.

Auswärtssieg

Ich erreiche pünktlich den Sportplatz, wo ich schon am Eingang zu meinem Erstaunen freundlich mit Namensnennung in Empfang genommen werde. Maria, eine frühere Kollegin, seit Jahren nicht gesehen und doch erkannt, jedenfalls sie mich, kümmert sich in Warsow um das „Drumherum“ bei den Spielen: Eintritt und Versorgung der Zuschauer mit Essen und Trinken, und so komme nun auch ich sofort in den Genuss der besten Rundum-Betreuung. Danke schön nochmal!

Begrüßung der Mannschaften vor dem Spiel. Warsow in gelb-blauer Spielkleidung, Cambs-Leezen in Rot.

Sportlich wird es eine klare Angelegenheit für die Gäste, die zur Halbzeit mit 2:0 führen und nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer für den SVW am Ende mit 3:1 die Oberhand behalten, sicher ein verdienter Sieg, wobei zu berücksichtigen ist, dass die „Bauernlümmel“ (nicht aufregen, so nennen die sich selbst) nicht nur im Schnitt um einiges jünger wirken, sondern es wohl auch sind. So ist das eben manchmal. Einzelheiten zum Spiel können hier nachgelesen werden. Diese automatisierten „Reportagen“ muss man einfach lieben.

Fanszene

In Schwerin und Umgebung stößt man oft auf Aufkleber mit dem Schriftzug „Warsowfront“. Bei unseren Sveriner Auswärtsfahrten mit Hansa nach dem Westen vor Jahren war es ein beliebter Running Gag, für die Dauer der Ortsdurchfahrt auf allen Sitzen, einschließlich des Fahrers, in Deckung zu gehen: Wenn uns die Warsowfront erkennt, ziehen die uns die Hansaklamotten ab und jagen uns mit Fackeln und Mistgabeln aus ihrem Dorf! Umso mehr erfreut mich heute der Anblick einer schicken Zaunfahne mit der besagten Aufschrift und einer weiteren der „Südkurve“. Kreisliga fetzt einfach!

Funfact

Erfreulicherweise wird in Warsow auf die „Segnungen“ des modernen Fußballs wie Werbedurchsagen, Tormusik oder nerviges DJ-Gebrüll verzichtet. Aber eine Einlaufmusik gönnt man sich doch, und das ist „Hells Bells“, ihr wisst sicher Bescheid. Warum sollen sie auch nicht? Der Song kann schließlich nichts dafür. Trotzdem überprüfe ich, gerade nach der Begegnung mit den Spinnennetzen, zu Hause nochmal alle erreichbaren Körperregionen auf Bisse, sicher ist sicher.

Der Touri-Tipp

Ich hatte ja Holthusen erwähnt. Das ist gar nicht weit weg, gerade mal 4 Kilometer entfernt. Wenn ihr von März bis Oktober Zeit habt, besucht dort mal das Hofcafé, da gibt es das leckerste Eis rund um Schwerin. Oder ihr hoppt dort mal, ein Sportplatz, der diesen Namen noch verdient, ohne jeden unnötigen Schnickschnack, er ist übrigens auf dem Titelbild der hanseator.com-Startseite zu sehen. Dass ich mir heimwärts noch ein Eis gönne, versteht sich.

Rechte Bildhälfte: Zaunfahnen, Gelbe Schrift auf blauem Grund:

Ausrasten im Sitzen 🙂

Damit verabschiede ich mich erst mal in die nächste Länderspielpause. Bis bald!

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