SV Pastow – F.C. Hansa Rostock 0:7, 24. Mai 2025, Müritz-Stadion (Waren), Landespokal M.-V., Finale
Throwback time
Lange, bevor wir letzten Sonnabend in Waren waren, waren Warenhäuser nicht das erste, woran man bei Erwähnung des Ortsnamens dachte, dafür aber Werbespots im Radio noch echte Ohrwürmer, die man gern hörte. Glaubt ihr nicht? Überzeugt euch selbst:
Zum dritten Mal führt mich der Landespokal ins Müritzstadion: 2010 spielte der Rostocker FC (damals ambitionierter Verbandsligist) gegen den Torgelower SV Greif (Oberliga, wie wir damals feststellen durften: Keiner weiß, warum) und unterlag nur knapp 1:2, in meiner Erinnerung eines der schönsten Finals, die ich sehen durfte, mit authentischer Atmosphäre, ohne Fernseh-Diktat und „Tormusik“ und noch heute die ultimative Antwort auf die Frage, warum Profis in einem Amateurwettbewerb nichts verloren haben.
Anlass meines zweiten Besuches dort war das Viertelfinale des Landespokals 2014/15, einer meiner anstrengendsten Stadionbesuche aller Zeiten, ich hatte mir am Vorabend beim Versuch, im Fußballkäfig einen genialen neuen Trick vorzuführen, den linken Innenmeniskus angerissen. Aber auch Hansa quälte sich und die mitgereisten Fans zu einem mühsamen 2:0 über die tapfer kämpfenden Gastgeber vom SV Waren 09 in die nächste Runde, die einheimischen Zuschauer quittierten dies in einer Mischung aus Langeweile und Spott, auch wenn es die Mehrheit „sonst“ natürlich mit dem Alpha-Team im eigenen Bundesland hielt. Ja, liebe jüngere Leser*innen, die ungeteilte Liebe zum F.C.H. wurde mitunter auch sportlich auf eine harte Probe gestellt.
Bleiben wir in der Gegenwart.
Rund und eckig, manchmal dreckig
Den Auftakt ins Pokalwochenende bildet ein Besuch der Jubiläumsausstellung zum 60. Hansa-Geburtstag in der Rostocker Kunsthalle, den ich auch euch ausdrücklich befeh… äh: ans Herz legen möchte. Ihr könnt dort eine faszinierende Reise durch die Geschichte unseres Vereins unternehmen, interessante Entwicklungsabschnitte nacherleben, anhand von vielen, auch persönlichen Erinnerungsstücken aus privaten Sammlungen und Archiven, die Bedeutung des F.C.H. für Freunde und Angehörige, auf und neben dem (nicht immer vorbildlich) grünen Rasen, emotional zu begreifen versuchen. Mein persönlicher Tipp: Schaut es euch einmal mit dem kompletten Rundgang an und kommt, so oft ihr wollt und könnt, wieder, um tiefer in Details einzutauchen oder an einer der Veranstaltungen mit Persönlichkeiten, die unseren Verein geprägt haben, teilzunehmen.

Alle hin da, MIT Karte!
Der Tag

Größte Herausforderung im Vorfeld ist das Finden einer Reisemöglichkeit. Eine Geburtstagsfeier in Rostock am Vorabend des Spiels macht es nicht einfacher, ich muss ja nach dem Spiel auch wieder nach Schwerin. Aber erfreulicherweise ergibt sich genau dort, bei der Party des Jahres (Grüße an das Geburtstagskind!) mit der schönsten denkbaren Aussicht eine Mitfahrgelegenheit, so dass ich rundum sorglos (Danke, Hanne!), einschließlich des köstlichen Mittagsmahles im Warener Ratskeller, zum Stadion gelange und am späten Nachmittag rechtzeitig in Schwaan den menschenleeren Bahnhof (so geht „Entschleunigung“!) in Erwartung des RE1 betrete, der mich sicher nach Hause bringen wird.
Vor Ort ist fast alles perfekt organisiert. Irgendwie findet sich tatsächlich für jedes anreisende Fahrzeug eine Abstellmöglichkeit, auch der Abreiseverkehr (Straße) gestaltet sich nach meiner Wahrnehmung reibungslos.
Für den Einlass ins Stadion stehen genügend Eingänge und Sicherheitspersonal zur Verfügung, das klappt echt hervorragend. Einziger möglicher Kritikpunkt vielleicht: Ich sehe keine (?) Zugangskontrolle zu den Sitzplätzen, die werden irgendwie sich selbst überlassen, und da haben wir schon das „Pokalwunder“, ein offenbar sehr diszipliniertes Publikum belegt die zur Verfügung stehenden Plätze anscheinend konfliktfrei, wobei kein Sitz unbesetzt bleibt, ein Lehrbuchbeispiel gelungener Selbstregulierung, die ja immer so gern angemahnt wird.
Ich finde mich im Pastower „Mob“ wieder. Die Anwesenden sind bestens drauf und genießen den größten Tag ihrer Vereinsgeschichte sichtbar mit jeder Faser. Sogar ein paar Supportansätze sind zu verzeichnen. Der sportliche Verlauf kann sie davon nicht abhalten, ein paar sehr jugendliche „Einpeitscher“, unterstützt mit Trommel, garantieren, dass es niemals still wird.

Die Laune ist so gut, die Atmosphäre im ganzen Stadion so freudvoll, heute könnte nicht mal die OZ mit neuen Spekulationen über satzungskonform versandte Mitgliederinformationen des Aufsichtsrates den Partycrasher spielen. Nur die demonstrativ im Innenraum auf der Laufbahn hinter einem Tor postierten Polizisten fragen sich wahrscheinlich bis zum Spielende, was sie da sollen. Wer bekommt dafür eigentlich die Rechnung?
Sportlich ist es die erwartet klare Machtdemonstration des Proficlubs. Noch einmal wird deutlich, wie bitter das Verfehlen des 4. Platzes in der 3. Liga doch ist, angesichts der verpassten Möglichkeit eines zusätzlichen Startplatzes im DFB-Pokal für unser Bundesland, respektive für den SV Pastow. Das machen wir im nächsten Jahr aber besser!

Und nun euch allen eine geruhsame Sommerpause. Wir sehen uns.