FSV Schöningen – Altonaer FC von 1893 0:2, 4. Juni 2025, Stadion am Berliner Ring, Verden (Aller), Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord
Der Weg
Unsere dreiköpfige Reisegruppe bewältigt An- und Rückreise in einem klimafreundlichen Mix aus ÖPNV und Fahrgemeinschaft. Ich fahre mit DB Regio zum Bahnhof Hagenow-Land (nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, dort jemals aussteigen zu müssen, aber was willst du machen?), wo mich unser tapferer Fahrer, der direkt von der Knödelschicht kommt, einsammelt. Die dauerhaft glimmende Motorkontrollleuchte ist immer, wenn wir gemeinsam unterwegs sind, Quell unerschöpflicher Reisefreude und signalisiert auch heute: Alles unter Kontrolle. Verlässlichkeit ist so wichtig im Hopperbusiness. 😊 Ein letzter Zwischenstopp am Hamburger Stadtrand, und wir sind komplett.
Rechtzeitige Ankunft erspart unnötigen Stress bei Parkplatzsuche und Einlass. Was soll ich sagen? Knapp eine Stunde vor dem geplanten Anpfiff haben wir (echte, gedruckte) Tickets in der Hand und betreten das Stadion.
Der Ground
Die selten bespielte Anlage macht optisch einiges her. Naturrasen, an den Geraden zwei überdachte Sitztribünen und zwei Kurven mit jeder Menge Stehplätzen, alles sehr gut gepflegt, die Gesamtkapazität wird bei „Europlan“ mit 9000 angegeben. Sieht nach dem perfekten Endspielground für Wettbewerbe aller Art aus.
Der NFV als Veranstalter scheint dies als ausreichend für ein solches Event anzusehen, hat aber offenbar das Zuschauerinteresse unterschätzt. Mit näher rückendem Anstoß werden die Schlangen vorm Stadiontor immer länger, so dass sich der Anpfiff verzögert, wir liegen etwa 20 Minuten hinter dem „Parallelspiel“ zurück, etwas, das ja eigentlich vermieden werden sollte.
Heute hat das zum Glück keinen Einfluss, aber wir haben schon oft genug erlebt, wie späte Treffer alles ändern können, während sich ein Team schon im Ziel wähnt. Prominentestes Beispiel dafür wird immer die 04-Minuten-Meisterschaft eines derzeitigen Zweitligisten im Jahr 2001 sein. Aber auch heute hätte ja statt des 0:2 auch der Ausgleich fallen können. Na gut, hätte … hätte …
Es gibt übrigens auch keine Balljungen, glücklicherweise sind die Spieler alle bei guter Kondition.
Was jedoch am meisten irritiert, ist das Fehlen jeglicher Versorgungsmöglichkeit mit fester oder flüssiger Nahrung. Erst mal unschön für die arglosen Zuschauer*innen (640 laut fussball.de), aber gerade aus finanzieller Sicht verwunderlich. Müssen sie selbst wissen. Ein paar findige Hamburger sorgen zumindest im Altona-Block per Selbsthilfe vorübergehend für ein kleines Getränkeangebot aus einem nahegelegenen Supermarkt.
Schade drum, das trübt doch den sonst sehr guten Eindruck vom Tag. Am 12. Juli erwartet der FC Verden 04 Werder Bremen an gleicher Stelle zu einem Vorbereitungsspiel (Hopper, aufgepasst!), denen wird das mit Sicherheit nicht passieren.
Auf den Rängen
Gelohnt hat sich der Ausflug für uns neben dem neuen Ground besonders durch die Darbietung des AFC-Anhangs im „Gästeblock“. Wir bekommen eine umfangreiche Zaunfahnenschau, mit eigenen und denen freundschaftlich verbundener Fangruppen, von Fanszene Friedrichstadt (Dresdener SC) über Arminia Hannover bis Dulwich Hamlet F.C. (England). Letztere sind am 12. Juli an der Adolf-Jäger-Kampfbahn zu Gast. Meine Lieblings-Altona-Fahne heute ist der „Unbekannte Affe“, ab sofort ist das meine Eselsbrücke, um mir „U! A! Altona!“ zu merken.
Akustisch haben die Hamburger natürlich die Hoheit im Stadion. Die Support-orientierten sammeln sich zunächst neben der Gegentribüne, wechseln aber mit dem einsetzenden Regen zu Beginn der zweiten Halbzeit unters Dach, was einerseits beim Trockenbleiben hilft und als Bonus die Lautstärke wesentlich erhöht. Es ist ein starker Auftritt, mit ein paar wiederkehrenden Gesängen und Sprechchören, die sich hervorragend eignen, um das Team unablässig nach vorn zu peitschen. Schön anzuhören.
Funfact: Beim regenbedingten Umzug des „Mobs“ unter das Tribünendach meldet sich meine innere Stimme: Eh, da achtet gerade kein Mensch auf die Fahnen, auweia. Aber hier und heute droht diesbezüglich gar keine Gefahr. Tut mir leid, ich kann den Ostler in mir nicht unterdrücken. Wozu auch?
Der Aufstieg
Es ist der dritte Spieltag der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord, in der zwei aus vier teilnehmenden Teams ermittelt werden, die den Meister der Oberliga Niedersachsen (fest vergebener Aufstiegsplatz) begleiten werden. Ausführlich erklärt wird die Regelung des Norddeutschen Fußballverbandes bei FuPa ab dem Absatz „Drei Oberliga-Klubs steigen auf“.
Einer der beiden Aufsteiger steht schon vor dem Anpfiff fest: der heutige „Gastgeber“ im neutralen Stadion am Berliner Ring, die FSV Schöningen. Der letzte wird im Fernduell Altona 93 gegen Heider SV bestimmt. Altona muss hier gewinnen, während zeitgleich Heide in Hamburg (Stadion Hoheluft) gegen den SV Hemelingen maximal Unentschieden spielen „darf“.
Schon aus sportarithmetischer Sicht wird also einiges geboten, was das Herz des außenstehenden Beobachters schneller schlagen lässt. Ja ja, die oft bemühten „neutralen“ Fans, die das angeblich „spannend“ finden, diese Kopfgeburt „der Medien“, um sich unsportliche Regeln schön zu schwurbeln, sprich: sein Produkt teurer zu verkaufen. So ein Quatsch, „wissenschaftlich“ betrachtet ein Oxymoron: Fan kommt von fanatisch, wie soll das gehen, zugleich „neutral“ zu sein? Ich kann mir auch, ohne Fan einer der beteiligten Mannschaften zu sein, einfach kein Spiel ansehen, ohne dabei innerlich „für“ eine der Mannschaften die Daumen zu drücken, nicht mal beim Groundhopping! So, jetzt ist es raus.
Während ich das hier aufschreibe, wissen wir ja schon, wie es ausgegangen ist, ich brauche jetzt also keinen künstlichen Spannungsbogen zu konstruieren. Altona lässt sich nicht einmal in Unterzahl vom Weg abbringen, gewinnt nach geduldig geführtem, souveränem Spiel verdient mit 2:0 und kehrt in die Regionalliga zurück. Glückwunsch nach Hamburg!
(C) Video: „Knödel on Tour“