F.C. Hansa Rostock – SC Verl 2:2, 1. November 2025, Ostseestadion, 3. Liga, 13. Spieltag
„Ballbesitz ist Diebstahl.“
So lautet der Titel eines 1998 erschienenen Buches von Klaus Hansen über „Fußballfans zwischen Kultur und Kommerz“, um das es hier aber nicht gehen soll. Ich mag aber diese Formulierung, die mir regelmäßig in den Sinn kommt, wenn sich TV-Experten und Berichterstatter an gehypeten Prozentzahlen berauschen, während Zuschauer Mühe haben, die gelangweilten Augen offen zu halten.
Mit Ballbesitz etwas anfangen, d.h. daraus einen Nutzen ziehen können und konnten nicht viele Mannschaften – quer durch alle Ligen und weltweit, einzelne frühere Teams von Pep Guardiola vielleicht ausgenommen.
Worüber sich alle einig sein dürften ist die Annahme: Solange der Ball durch die eigenen Reihen läuft, kann der Gegner damit keine unmittelbare Gefahr für unser Tor erzeugen. Alle einverstanden soweit?
Der SC Verl in Person seines jungen Torhüters Philipp Schulze (22) demonstriert im Ostseestadion wiederholt eine interessante Variante des Ballbesitzspiels, die ich in der Form bisher noch nicht miterleben durfte, so eine Art Ein-Mann-„Tiki-Taka“ mit ruhendem Ball, sehr zum Missfallen der über 24000 auf den Tribünen, die das anfangs ungläubig und zunehmend mit lautstarken Pfiffen zur Kenntnis nehmen. Kann oder will ihn denn niemand daran hindern?! Dafür ist bei unseren Spielern wohl die Sorge zu groß, (zu) hoch anlaufend in eine perfide Falle zu tappen und eiskalt ausgekontert zu werden, was auch Daniel Brinkmann später in der Pressekonferenz indirekt bestätigt.
Bleibt festzuhalten: Schön sieht das wirklich nicht aus, ich muss aber auch zugeben, dass ich insgeheim ein bisschen Respekt für den jungen Mann verspüre. Das musst du vor so einer Kulisse und nach dem Spielverlauf bis dahin erst mal durchziehen (können). Und die Ostwestfalen haben ja auch das restliche Einmaleins der Zeitökonomie drauf, kleines Beispiel: Ein Spieler schleppt sich nach der vorgeschriebenen medizinischen Begutachtung einer möglichen KopfVERLetzung mit letzter Kraft und motiviert durch den guten Schiedsrichter zur Grundlinie und sprintet von dort mit Highspeed außen um das Feld herum zur Mittellinie, um unverzüglich wieder am Spiel teilzunehmen.
Egal, Entstehung und Zeitpunkt des späten Ausgleichstreffers atmen ja durchaus so etwas wie Karma und können wohl als „Beweis“ für das Wirken eines „Fußballgottes“ angesehen werden. Es bestätigt sich einmal mehr, dass man das entscheidende Tor nie zu früh erzielen sollte. (Grüße nach Hamburg 🙂 )
Und wenn ich gerade bei Respekt bin, möchte ich den SC-Trainer Tobias Strobl unbedingt einschließen und mich der Einschätzung durch Marit Scholz zum Ende der PK anschließen: „einer der nettesten, den wir hier je hatten“. Schaut euch die paar Minuten ruhig mal bei HansaTV an, auch wenn ihr das sonst vielleicht nicht macht. So lobend, beinahe euphorisch muss man sich nach einem derartigen Spielverlauf und Ergebnis erst mal über Atmosphäre und Heimpublikum äußern.
Spielberichte
Fazit
Nachdem uns der O.K.tober ungeschlagen an seinen Nachfolgemonat „übergeben“ hat, starten wir zwar nicht, wie gehofft, mit einem Sieg, aber für eine emotionale Eruption wie nach dem Ausgleich (nie war ich nach einem „Punch“ „luckier“) in der Nachspielzeit (‘ne wunderbare Neuigkeit!) kann ich auch mal zwei Punkte „opfern“. Holen wir die doch einfach in Ulm.
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3. November 2025 um 01:04
Ach ja, verdammt lang her, dass ich zum letzen letzten Mal die Sportschau am Samstagabend gesehen habe. Natuerlich war dies in letzter Linie Bundesliga. Gibt es die Sportschau ueberhaupt noch? 🙂
3. November 2025 um 10:04
Oh ja, die gibt es noch, fast wie „früher“, mit Fokus auf dem Sport und vergleichsweise wenig überflüssigem „Entertainment“ drum herum. Das bleibt hoffentlich noch lange so,Greetings to N.J.
4. November 2025 um 00:41
Danke, gut zu wissen! 🙂