F.C. Hansa Rostock – Eintracht Braunschweig 2:1, 28. Mai 2023, Ostseestadion, 2. Liga, 34. Spieltag
Vorgeplänkel
„Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt.“ So beginnt das vor fast 100 Jahren vom großen Kurt Tucholsky verfasste Gedicht „Danach“. Dass unser Spiel in Nürnberg sportlich ein Happy End markierte, wird sicher niemand bestreiten. Hätte schon gereicht, oder? Aber der Spielplan der Liga sieht nun einmal vor, dass jede Mannschaft zweimal gegen alle anderen antreten muss.
Besser ist das auch, sonst hätten wir eine wirklich schöne Hansa-Geschichte versäumt. Und haben wir uns nicht auch mal ein Spiel frei von sportlichen Existenzsorgen verdient?
Außerdem gab es ja noch zwei bis drei Teams, die für sich selbst noch ein glückliches Saisonende erhofften. Wer wollte es ihnen verdenken? Also bekamen wir unseren Showdown, nicht bedrohlich für uns, aber vom Spieltagsgegner gefürchtet (wenigstens ein bisschen, gebt es ruhig zu) und argwöhnisch aus der Ferne beäugt im Umfeld der anderen. Dass die dortigen Spieler sich dadurch von ihrer eigenen Aufgabe ablenken ließen, wäre eine äußerst gewagte These, die mir, der ich selbst nur aus sicherer Entfernung zuschaue, nicht zukommt, weshalb ich das auch gar nicht erst behaupte und mich heute lieber am Blick auf das Resultat des anderen Spiels und die Abschlusstabelle erfreue. Karma, bloody hell!
Finale
Ich leiste mir zum Abschluss noch einmal ein Fußball-Verwöhnwochenende (Pfingstedition Sonnabend bis Montag) in der Hansastadt, vielen Dank an meinen lieben Gastgeber Tomas fürs Rundum-Sorglos-Paket. ❤ Das Rahmenprogramm hält vorerst letztmaligen Oberligafußball mit der U23 und musikalische Unterhaltung vom Feinsten am Spielvorabend, incl. Ausschlafen, bereit.
Die persönliche Spielvorbereitung im Kreise der üblichen Verdächtigen am Sonntag beginnt zur gewohnten Zeit, davon lassen wir uns auch nicht abbringen, bloß weil mal zwei Stunden später als sonst gespielt wird. Ist aber auch mal schön, ganz ohne Zeitdruck gediegen zu speisen. Die fast schon senkrecht über uns strahlende Sonne gibt alles, die Spieler werden daran sicher ihre Freude haben. Ich bin schon völlig erledigt, als ich meinen Teller leergegessen habe.
Nach dieser Kraftanstrengung gehe ich betont langsam ins Stadion und erfreue mich an der entspannten, gelösten Stimmung der Menschen rund um unseren Tempel. Guude Laune, Aldä! Diese überträgt sich schon eine Stunde vor dem Anstoß ins Stadion und wird bis lange nach dem Schlusspfiff nicht mehr nachlassen. Ein intensiver emotionaler Höhepunkt ist erreicht, als sich kurz vor der Verlesung der Mannschaftsaufstellung auf allen Tribünen die Leute erheben, um gemeinsam das Lied zu zelebrieren, das wie kein anderes für den dringend nötigen Stimmungsumschwung in der dunkelsten Phase der Saison und die verschworene Gemeinschaft aus Verein, Mannschaft und Fans steht:
Wenn wir zusammengehen, wenn wir zusammenstehen, werden wir niemals, NIEMALS UNTERGEHEN!
Das Spiel
Für uns geht es um „nichts“, ein abschließender Punktedreier nach DIESER Aufholjagd ist zusätzlicher Balsam für geschundene Spieler- und Fanseelen. Braunschweig möchte nichts anbrennen lassen und es natürlich aus eigener Kraft schaffen. Beide sind also ausdrücklich nicht nur zum Feiern erschienen. Aus dieser Konstellation entwickelt sich ein Spiel, dem man gern zusieht. Es geht ordentlich zur Sache, Eintracht muss schon ab der 22. Minute in Unterzahl spielen.
Auch weiter hält der Spielverlauf so manchen „Leckerbissen“ bereit: Tore, die aberkannt werden, begleitet von gemeinsamen Anti-DFB-Gesängen beider Supportblöcke, weitere Tore, darunter eins per Strafstoß, und am Ende steht ein 2:1 für Hansa auf der Anzeigetafel. Hansa behält die Punkte im Ostseestadion, Braunschweig kann trotzdem den Gang in die Relegation vermeiden. Letzteres gelingt AUCH (!), weil ein anderes Ergebnis passt. Aber das sollte eben nicht auf die „Schützenhilfe“ aus Magdeburg reduziert werden, denn die am Ende nötige Punktzahl haben sich die „Löwen“ schon selbst erspielt. Insofern feiert der gut gefüllte und stabil abliefernde Gästeblock sein Team und den Ligaverbleib zu Recht.
Pascal Breier – Oleeeeee!
Überstrahlt wird die allseitige Freude und Feierstimmung im ganzen Stadion von der Rückkehr eines Spielers auf die große Fußballbühne, die so spektakulär und berührend geschieht, dass sie allen Anwesenden sehr lange im Gedächtnis bleiben wird, häufigster Satz nach dem Spiel: Das könnte sich kein Mensch ausdenken, und es ist nicht die geringste Spur kitschig:
Mit dem Signal von der Bank an den Spieler, zur Mittellinie zu kommen, setzen sofort Gesänge seines Namens ein, die „Pasi“ auf den Platz begleiten. Dass er seinen Einsatz nach so langer und leidensreicher Zeit auch noch mit dem Siegtreffer krönen kann, ist wirklich der denkbar perfekteste Schlusspunkt hinter eine für die ganze Hansafamilie aufreibende Spielzeit. Der Rest ist grenzenloser, nicht enden wollender Jubel, schaut euch unbedingt die bewegten und bewegenden Bilder auf den Hansa-Kanälen an. Jetzt wird „abjeblendt“. Die „Hummel“ ist sicher gelandet. Freuen wir uns auf eine weitere Saison mit Hansa in der 2. Liga.
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