Hanseator

Musik & Fußball

Fit für die Zange

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Wasted in Jarmen 2023, 8.&9. September 2023

Zum fünften Mal „Wasted in Jarmen“, auch für mich persönlich. So umfangreich wie bei den bisherigen Auflagen kann ich diesmal leider nicht berichten, zu breit war das Angebot, so vielfältig die Eindrücke. Das übersteigt leider meine Kapazitäten als „Alleinunterhalter“, so dass der Artikel etwas sparsamer ausfällt als gewohnt. Vielleicht möchte mich ja beim nächsten Mal jemand unterstützen? Ist ja noch jede Menge Zeit zum Überlegen.

Für die Dauer des Festivals darf ich ein exklusives Privatquartier beziehen, etwa 30 Geh-Minuten vom Veranstaltungsgelände entfernt, die ich problemlos aus eigener Kraft bewältige. Das lässt mir Spielraum für die individuelle Tagesplanung, ich muss mich nach niemandem richten, niemand nach mir.

Es herrscht von Beginn an die gewohnt entspannte, familiäre Grundstimmung. Ständig laufen einem bekannte Gesichter über den Weg, die Wiedersehensfreude ist groß. Da ich in dieser Hinsicht etwas eingeschränkt bin („Gesichtsblindheit“ / Prosopagnosie), brauche ich häufig etwas länger oder stehe komplett auf dem Schlauch. Dem Genuss der Festival-Vibes tut das aber keinen Abbruch.

Das Engagement von Familien und Freund*innen ist erneut das (offene) Geheimnis hinter der Frage, wie ein solches Ereignis auch in der mittlerweile erreichten Dimension gewissenhaft und bis ins kleinste Detail geplant, vorbereitet und schließlich reibungslos, professionell und ohne Nebengeräusche ausgestaltet wird. Man kann allen, die in irgendeiner Form beteiligt waren, gar nicht genug dafür danken. Und da habe ich noch gar kein Wort zu den Inhalten, den auftretenden Bands, Künstler*innen und Vortragenden verloren.

Die Auswahl der zu besuchenden Programmpunkte ist nicht einfach, aber wenigstens sind die Wege kurz, und doch lässt es sich nicht vermeiden, dass ich Gutes verpasse oder nicht alle angepeilten Highlights komplett erleben kann. Ist halt so.

Im Folgenden ein paar Impressionen des von mir Gesehenen:

Freitag

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Cringe und Lost / Palette

Leider haben die jungen Musiker*innen ihr Programm schon fast beendet, als ich eintreffe, aber ich höre noch das letzte Lied „Kinder dieser Welt“, mit reger Publikumsbeteiligung und stürmischem Applaus. Da habe ich wohl einiges versäumt.

Deine Cousine / Hauptbühne

Ich sehe D.C. zum ersten Mal, eine Naturgewalt! Pure Energie springt von der Bühne nach unten und wieder zurück. Erinnert sich noch jemand an „Deadline“? Ich in diesem Moment auf jeden Fall! Dass mich das lautstarke Mitsingen im Publikum überrascht, offenbart nur, dass es für mich höchste Zeit wurde, diese Wissenslücke zu schließen.

Bonus: Eine Show in Vorpommern mit einem Song namens „Sankt Pauli“ zu eröffnen, kommt schon extrem giftig. Vielleicht haben einigen Rottenknechten in der Umgebung ordentlich die Ohren geklingelt. Die bei Teilen des Publikums etwas reservierte Reaktion immer, wenn der Stadtteil erwähnt wird, entgeht natürlich auch der Künstlerin nicht: „Könnte das vielleicht etwas mit Fußball zu tun haben?“ Hmm, keine Ahnung. Was soll’s? Fußball interessiert uns heute nicht. 😉

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Broilers / Hauptbühne

Der Blick ins persönliche Konzertarchiv verrät: Es ist mein 10. Broilers-Konzert seit 2010. Noch dazu habe ich links von der Bühne sogar Platz in Reihe 1 gefunden, von wo aus ich gute Sicht auf die Bühne habe und gleichzeitig ein bisschen Sicherheitsabstand zur „Tanzfläche“ einhalten kann. So kann ich mich tatsächlich mal voll auf die Show konzentrieren. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass ich diesen Abend als den besten in meiner persönlichen Broilers-Geschichte erlebe.

Für die Band ist es offensichtlich auch kein „Standard“-Auftritt. Das wird besonders bei den Ansagen und Zwischenmoderationen deutlich, die weit über routiniertes Abfeiern, wie geil doch Ort und Leute seien, hinausgehen. Immer wieder werden großer Respekt und Anerkennung für die Idee und Umsetzung des Gesamtprojektes „Wasted“ und die freundschaftlich-familiäre Atmosphäre unter allen Teilnehmenden zum Ausdruck gebracht.

Setlist

Zurück zum Beton / Schwer verliebter Hooligan / Paul der Hooligan / Ruby light and dark / Wo es hingeht / Harter Weg (Go!) / Wie weit wir gehen / Alice und Sarah / Ihr da oben / Gib das Schiff nicht auf! / Held in unserer Mitte / In 80 Tagen um die Welt / 33 rpm / Meine Familie / Tanzt du noch einmal mit mir?

Nur nach vorne gehen / Alles endet irgendwann / Ist da jemand / Meine Sache / Blume

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P.S. Ich betrachte Sammys „Nordsee-Schuld“ als getilgt. 😊

Sonnabend

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Lothar König/Kieskuhle

Der bekannte Pfarrer aus Jena eröffnet den zweiten Tag mit einer gut besuchten und aufmerksam verfolgten Predigt. Es tun sich erstaunliche Parallelen zwischen der Gesellschaft, wie sie im Alten Testament (Buch Moses) beschrieben wird, und der heutigen Zeit auf.

Theateraufführung „Nuller Jahre“/ Kieskuhle

Das Ensemble des Mecklenburger Staatstheaters Schwerin zeigt eine Bühnenfassung des Bestsellers von Hendrik Bolz (aka. Testo/Zugezogen Maskulin). Grandios!

Tobias Ginsburg / Kieskuhle

Der Erfolgsautor („Die letzten Männer des Westens“, 2021) liest und erzählt über seine Undercover-Recherche in rechtsextremen Szenekreisen.

Banda Communale / Kieskuhle

Gute Bekannte, die schon beim Wasted 2019 und auch 2016 bei „Nicht komplett im Arsch“ in Boizenburg dabei waren, damals noch unter dem Namen „Banda Internationale“.

Hinterlandgang / Hauptbühne

2018 noch auf der Palette, diesmal nun Hauptbühne, es kommen vor großem Publikum Songs von der LP „Maschendraht“ zu Gehör.

Anti Transpiranti / Palette

„Zum Dorffest gehört Schlager. Ohne Schlager ist es kein Dorffest!“

Mit diesem Statement eröffnet die Supernova am deutschsprachigen Partyhimmel einen energiegeladenen Auftritt, bei dem vor der Palettenbühne genauso viele Augen trocken wie Plätze frei bleiben, nämlich NULL!

So richtig holt mich diese Art Musik auch weiterhin nicht ab, aber zwei Dinge sind festzuhalten: Erstens, „Partymucke“ ist möglich, ohne textlich unter die Gürtellinie zu zielen. Zweitens ist „Gurke“ eine „Rampensau“ vor dem Herrn. Dass er Stimmbänder aus Stahl hat, konnte man schon in seiner aktiven Fußballerzeit erleben, aber wie er mit dem Publikum interagiert – alle Achtung! Das kann man nicht lernen.

Siamo tutti AntiTranspiranti!

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Panteón Rococó / Hauptbühne

Vor ein paar Jahren wäre FSF fast mit dieser Band in Mexiko aufgetreten, die dort Stadien füllt, nur hatte leider ein gewisses Virus Einwände. Nun sind sie eben einfach nach Jarmen gekommen, krass!

Feine Sahne Fischfilet / Hauptbühne

Die Band zaubert einen mitreißenden, zu Herzen gehenden Gig auf die Bretter, ein würdiges Finale eines großartigen Wochenendes.

Setlist

Kiddies im Block / Alles auf Rausch / Für diese eine Nacht / Mit dir / Diese eine Liebe / Niemand wie ihr / Solange es brennt / Gib mir mehr / Tut mir leid / Angst zu erfrieren / Irgendwann / Warten auf das Meer / Schlaflos in Marseille / Komm mit aufs Boot / Geschichten aus Jarmen /  Wenn’s morgen vorbei ist

Zurück in unserer Stadt / Zuhause / Wenn wir uns sehen / Wut

Freaks dieser Stadt / Wo niemals Ebbe ist / Wir haben immer noch uns / Komplett im Arsch

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Noch Fragen?

Gern doch:

Was soll das eigentlich mit der Zange im Titel?

Ich hatte ja schon den großen Anteil der Familien am Gelingen des „Wasted“ erwähnt. So haben Monchis Eltern am Freitagabend ein paar Stunden am großen Tresen beim Zapfen und Verkaufen unterstützt. Die notwendige Lautstärke, um den Bühnenlärm zu übertönen, legt sich ziemlich nachhaltig auf „Mudderns“ Stimmbänder. Aber potenzielle Zahnpatienten mussten zu keinem Zeitpunkt Sorgen haben: „Montag bin ich wieder fit für die Zange.“ Gut zu wissen. Und nochmal Danke!

Und nun das Allerletzte: Kann mir jemand das hier erklären?

Wasted23-21

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