Hannover 96 – F.C. Hansa Rostock 2:1, 4. Februar 2024, Niedersachsenstadion, 2. Liga, 20. Spieltag
Hast du einen Ball in der Hosentasche oder freust du dich, mich zu treffen?
Wie oft mögen wohl Ordner beim Einlass in die Nordkurve des Niedersachsenstadions diese oder eine ähnlich lautende Frage gestellt haben? Nicht sehr oft, wie es den Anschein hatte. Der sich im Minutentakt wiederholende Bälleregen in Ron Robert Zielers Strafraum sorgt schon für einigen Erklärungsbedarf, wie die kleinen Filzkügelchen wohl ihren Weg in die Heimkurve gefunden haben. Ich habe gerade ein bisschen Angst davor, das bald von Mario Basler im „Doppelpass“ erklärt zu bekommen.
Egal, wie man zu den aktuellen Fanprotesten steht, eher noch zur gewählten Protestform, Anerkennung für die logistische Vorarbeit ist schon geboten. Und Mitgefühl für die wackeren Ordner, die eines ums andere Mal unverdrossen herbeieilten, um die corpi delicti einzusammeln, eine wahre Sisyphos-Aufgabe. Nach einer vergleichsweise kurzen Spielunterbrechung schaffte das Zieler dann fast allein, die Hansa-Offensive war aber auch rücksichtsvoll genug, ihm die Zeit dafür zu lassen. Dazu kommen wir noch.
Was kann „der Fußball“ von der Politik lernen?
Gut, in Berlin waren es eine Menge mehr Tennisbälle als bei unserem Spiel, die vor den Augen einer großen TV-Öffentlichkeit das „Arbeiten gegen den Ball“ in eine „neue Dimension“ katapultierten. Hoffentlich mussten das „die Kinder“ nicht mit ansehen. Eines ist allen Beteiligten gelungen, ob in Berlin oder Hannover, in Elversberg waren es Zitronen aus dem FCK-Block, bei aller Freude über die erhaltene Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema: Es wird wieder mehr über die Art und Weise als über den Gegenstand bzw. Auslöser der Proteste diskutiert. Bestimmt hat irgendein Kommentator oder Experte betont, dass „die“ doch nur ihrem eigenen Anliegen schaden. Zumindest was den Umgang damit betrifft, erweisen sich „der Fußball“ und seine Profiteure als lernfähig.
Demnächst dann in der TV-Übertragung: Diese Unterbrechung wird Ihnen präsentiert von … (Sportartikelhersteller). Schöne moderne Fußballwelt.
Hansa und die DFL?
Unter anderem zum Thema Investor für die DFL aus Hansa-Sicht und dem eigenen Abstimmungsverhalten hat sich Robert Marien letzte Woche in einem ausführlichen interview mit Hansa-TV erklärt, zu finden auf YouTube. Nehmt euch dafür ruhig etwas Zeit, es enthält sehr viel Information, die einen fast „erschlägt“, ist aber anschauenswert, um sich sachlich und unaufgeregt über Aspekte einer überaus komplexen Thematik zu informieren.
Bei der Gelegenheit möchte ich unserem Vorstandsvorsitzenden alles Gute für eine baldige Genesung und Erholung wünschen.
Zum Sportlichen
Der kurze Blick auf die Tabelle bestätigt den Eindruck, den man auch beim Betrachten der sportlichen Darbietung auf dem Platz bekommt: Wie sollen wir SO den Klassenerhalt schaffen? Geringe Angriffskraft, kaum Torchancen und – logisch – wenig (viel zu wenig) Tore. Nicht mal ein Böckchen, das man umstoßen könnte. Auch das einstige „Defensivbollwerk“ wackelt, sogar bei Standards, ich fürchte mich vor gegnerischen Eckbällen jetzt wieder mehr als vor eigenen. OK, Sarkasmus hilft niemandem, aber ich möchte mir einfach nicht ausmalen, wie das enden soll. Und nun Osnabrück. Wenn wir da nicht … jaja. Bleibt im Moment wohl wirklich nur, auf den Zusammenhalt zu setzen und es „irgendwie“ zu erzwingen. Ein bisschen Optimismus lässt sich daraus vielleicht schöpfen, denn atmosphärisch stimmt es wenigstens nach meiner Wahrnehmung und an mangelhafter Einstellung liegt es nicht, wie sich in der Situation mit Zieler und Pröger vor unserem Ausgleich erkennen ließ.
Augen auf und durch! Kämpfen und Siegen! Zusammenstehen!