F.C. Hansa Rostock – SV Waldhof Mannheim 1:1, 14. September 2024, Ostseestadion, 3. Liga, 5. Spieltag
Freitag: Der Herbst steht auf der Leiter …
… und malt die Blätter an. Aber nicht nur das: Endlich wird wieder gefroren beim Fußball. Und wenn dann bei der Heimfahrt die Sitzheizung in Gang kommt, weißt du: Jetzt bin ich Mensch, jetzt darf ich’s sein. War echt lange genug Sommer, der September legt gleich richtig los, kannste echt nich‘ meckern, kannste da.
Freitagabend, kurz vor Sonnenuntergang: erstes „Anfrösteln“ in der Kreisliga SH, da hätte schon die Daunenjacke zum Einsatz kommen können. Endlich was fühlen im Stadion, sei es auch nur eine temperaturbedingte Piloerektion. Sogar die Wollmütze bekommt ihren ersten Saisoneinsatz, einmal gehoppt – nie mehr gestoppt.
Wie auch immer, wir nehmen’s wie es kommt. Die Anlage in Stockelsdorf hat einen ganz eigenen Charme: ein (weniger häufig bespielter) Rasenplatz plus zwei Kunstrasen, und mittendrin, ein Getränke- und Imbisswagen (exzellente Rost- und Schinkenbratwurst, wahrscheinlich von einem „echten“ Fleischerbetrieb, keine Massenware aus einer Fabrik), von hier aus kann man alle drei Spielflächen einsehen. Wenn die Ansetzungen passen, kannst du da einen soliden „Dreier“ hinlegen, ohne dich von der Stelle bewegen zu müssen. Ich würde das Ding für globales Marketing „Three Corners“ nennen, oder ganz old-fashioned „3 Ecken – Elfer“.
Die Teams auf dem Platz machen sich über solch‘ Hirngespinst keine Gedanken, die zaubern ein für Kreisliga ganz okayes Spiel auf das Feld. Am Ende steht zwischen ATSV Stockelsdorf und SSV Güster ein 1:1 auf der nicht vorhandenen Anzeigetafel, ein Resultat, das mir in letzter Zeit öfter begegnet, als mir lieb sein kann und darf. Und damit kommen wir …
… zurück in den tristen Alltag
Eigentlich ist es unfair, bei der Bewertung eines Spiels die Gesamtsituation miturteilen zu lassen. Aber wie soll man das auch ausblenden?
Unser geliebter Verein liefert neben dem Platz in Strukturen und Gremien zuverlässig Stoff für Beziehungsdramen Shakespeare’scher Dimension. Und dann zündet einen Tag vor dem Spiel gegen Waldhof „SFR“ DEN Investigativ-Böller des Jahres, bringt es damit sogar zur Erwähnung im „SPIEGEL“. Wenn das so weiter geht, geht der Gute bald mit eigenem True-Crime-Format viral. Kann man sich nicht ausdenken.
Money makes the world go round
Aber mal unter uns, nochmals mit dem vorsorglichen Hinweis: Während wir uns im Ostseestadion dem Spiel hingaben und auch noch Stand jetzt (Veröffentlichungsdatum dieses Beitrages) ist es eine OZ-Story, ein offizielles Vereinsstatement liegt nicht vor: Eine heimliche Spende (fünf Nullen vor dem Komma) wird in einem „geheimen“ Tresor (!) „aufbewahrt“ und aus selbigem entwendet, und niemand wusste von nichts? Das geht ja zu wie in der CDU der 1990er Jahre. Hoffentlich wurde nicht auch noch ein „Ehrenwort“ gegeben. O tempora, o mores!
Aber wir waren bei „trister Alltag“, da verschwindet ja nun nicht jeden Tag Bargeld aus einem Bürosafe von „Franz Jäger, Berlin“. Das hoffe ich doch. Es bleibt spannend. Und jetzt singen wir alle gemeinsam:
Bürotechnik schützt nicht vor Verbrechen …
Spocht
Das Spiel unserer Mannschaft war über weite Strecken gar nicht mal so gut. Durften wir uns unlängst noch über die „meisten Großchancen der Liga“ freuen, konnten wir daran wohl eher nicht anknüpfen. Ganz gegen meine Gewohnheit muss ich doch mal etwas zu fußballerischen Abläufen sagen, ich verspreche auch, das nicht wieder zu tun.
Von meinem Stammplatz auf der Westtribüne aus konnte ich besonders in Hälfte 2 die wiederholten Bemühungen erkennen, mit schnellem Spiel über die rechte Außenbahn einen oder mehrere Angreifer in guter Abschlussposition zu „füttern“, aber immer wieder vergebens. Der Grund: „Die stehen immer falsch“, wie mein lieber Sitznachbar feststellt. Ich muss ihm da rechtgeben. Das Spiel über Außen sieht gar nicht so schlecht aus, nur kommen die finalen Zuspiele von der Grundlinie in den Strafraum einfach nicht (nie) an, landen regelmäßig im Rücken des potenziellen Vollstreckers, irgendwas passt da einfach nicht mit den Laufwegen. Starten die zu früh oder kommt das Zuspiel zu spät? Oder liegt es an den renitenten Gegenspielern? So bleibt nur leider vieles in Ansätzen stecken. Kann man aber bestimmt trainieren. OK, reicht jetzt mit meinem Pseudowissen. Nächstes Mal klappt bestimmt alles.
Und nun? Immerhin konnten wir den möglichen G.A.U. in Form der Eroberung der roten Laterne aus eigener Kraft gerade noch vermeiden. Im Gegenteil, wir sind in der Tabelle sogar einen Platz nach oben geklettert. Hansa ist nicht mehr aufzuhalten. Je länger der Anlauf, umso höher die Endgeschwindigkeit. Tabellenspitze, wir kommen! Dauert nur vielleicht ein bisschen.
Lebenszeit
Zum Abschluss noch etwas für‘s Herz: Vor dem Anpfiff konnten gleich 8 Hansa-Mitglieder auf Lebenszeit vorgestellt werden. Und das wird für mich letztlich die einzige bleibende Erinnerung an den sonst recht zähen Nachmittag bleiben. Ich zitiere aus einem Puhdys-Evergreen:
Fahren zwei durch alle Meere
Fahren zwei in einem Boot
Der eine kennt die Sterne
Der andere misst das Lot
Sind nicht zu trennen, bleiben vereint
Ob Nacht heranzieht, Morgen erscheint
Sie finden zueinander
Auf Lebenszeit