Ein Dreier am 2. März 2025
3. Liga Hansa in Unterhaching wird abgesagt, das lange vorausgeplante Wochenende mit rarer Hopping-Perle fällt ins Wasser.
Um ehrlich zu sein, der Ausfall des Hansaspiels ist der etwas weniger schmerzhafte Aspekt dabei. Ich habe, weiß Gott, schon genügend Niederlagen mit drei Gegentoren dort live erleben „dürfen“. Der (geplante) Spieltermin Sonntag hätte dafür bestens mit der Regionalligapaarung Türkgücü gegen TSV Buchbach am Sonnabend im Stadion Dantestraße korrespondiert, ein Hoppermagnet. Hätte, hätte … jaja. Groundhopping ist nun mal kein Wunschkonzert.
Eine Ersatzveranstaltung ist schnell gefunden. Hansas U23 tritt am Sonntag in der NOFV-Oberliga beim Berliner AK im Poststadion an, ein relevanter Berliner Ground, der mir sowieso fehlt.
Aber wer hätte es gedacht? Auch dieses Spiel wird (am Sonnabend) abgesagt. Der Rasenplatz ist gesperrt, ein Umzug auf Kunstrasen wird nicht erlaubt (wohl auch was mit Sicherheit)., über ein „Konzept“ war nichts zu lesen. Und nun? Wenn dir das Leben Steine in den Weg legt, pflastere damit einfach eine Straße.
Die Straße allein nützt mir auch nichts, aber in meinem Umfeld gibt es umtriebige Menschen (Danke, Martin!), die immer einen Plan haben. Und so rollen wir am Sonntagvormittag frohgemut durch Westmecklenburg in Richtung Restdeutschland, wo eine große Zahl von Spielen darauf wartet, von uns auserwählt zu werden.
Ein passender Zeitplan und relativ kurze Wege werden uns die Gelegenheit verschaffen, einen Dreier zu machen, und alles auf neuen Grounds. Wen interessiert schon Söderland?
Erste Station ist Hamburg:
SC Eilbek – SC Vier- und Marschlande Hamburg 1:0, Sportplatz Fichtestraße, Landesliga Hansa
Ganz ohne Hansa geht es nicht, daher drängt sich ein Spiel in der gleichnamigen Spielklasse geradezu auf.
Lobenswert ist die frühe Anstoßzeit. 10:45 Uhr rollt der Ball schon, wir haben also zeitlich beste Voraussetzungen für die Erreichung unseres Tagesziels.
Am Einlass bekommen wir Tickets von der Abrissrolle, besser als nichts, dazu gibt es eine kleine, feine Stadionzeitung mit den wichtigsten Informationen zur Liga und dem gastgebenden Verein SC Eilbek.
Außerdem wird auch ein kleines Imbisssortiment angeboten. Gesamteindruck: Das freundliche Gesicht des Amateurfußballs. Leider ist das Vereinsheim geschlossen, laut Auskunft eines Auskenners ist es das aber immer.
Unsere Daumen werden heute trotzdem für die Gäste gedrückt. „Allesleser“ dieser Seite erinnern sich vielleicht, dass ich den SCVM schon während der EM 2024 bei einem Test gegen Nikola Tesla nach Bahrenfeld begleiten durfte. Das schweißt zusammen. Und gibt es einen anderen Verein, auf den sich Fußballgourmets mit sowohl Mecklenburger, als auch Hamburger (beide) Fußballvordergrund einigen können?
Ein 6:4 wie im Sommer könnten die Gäste heute gut gebrauchen, in der Liga sieht es eng aus. In einem kampfbetonten Spiel behält Eilbek knapp die Oberhand, nicht unverdient, aber leider lässt der SCVM gute Chancen liegen, darunter ein Elfmeter, was Eilbek dagegen in der ersten Halbzeit besser gelingt. So endet das Spiel 1:0, der zahlreich vertretene Gästeanhang muss den Heimweg an den Deich enttäuscht antreten. Wenigstens ein Punkt wäre drin gewesen.
P.S. Grüße an Matti.
SV Todesfelde – Blau-Weiß Lohne 0:1, Joda Sportpark, Regionalliga Nord
Ich bin zum ersten Mal hier und auf Anhieb schwer begeistert. Ein Spiel auf diesem Ground darf mit Fug und Recht als Gesamtkunstwerk bezeichnet werden. Gemeinhin mokieren sich Fans „großer Vereine“ gern über „Dorfplätze“ und die dortige Art, Fußball zu zelebrieren und konsumieren. Habe ich auch schon, Stichwort „Lotte“. Ich kenne nicht die Historie des SVT, habe kein Hintergrundwissen, ob da vielleicht ein gewiefter Mäzen sein Unwesen treibt, aber wer sich das Gesamterlebnis Regionalliga in Todesfelde gönnt, darf sich darauf gefasst machen: Dieser Ort „hat dich“ schneller, als Hangover-Freunde „Bangkok“ sagen können. Das Auge hat zwar fußballkulturell mehr vom Besuch als die Ohren, aber wer will da schon pingelig sein?
Die „Nordkurve“, originelle Bandenwerbung, abgerundet durch sach- und fachkundige Kommunikation zwischen Platz und Rängen, wie es sie nun mal nur „auf’m Dorf“ gibt, wärmen jedes Fanherz. Bester Tribünenkommentar: „Was soll denn Hertha sagen? Die verlieren 4:0 in Elversberg, und wir jammern hier über ein 0:1.“
Direkt hinter meinem Sitz macht es sich in der zweiten Halbzeit ein großer Hund (Labrador oder so) bequem und wartet geduldig und tiefenentspannt auf das Spielende. Selbst Besucher, die auf dem Weg durch die Sitzreihe mit dem Fuß seinen Rücken berühren, würdigt er nicht mal eines Blickes. Am liebsten würde ich ihn streicheln, weiß aber, dass sich das nicht gehört.
Und dann die Einlaufmusik: Shipping up to Boston, unübertrefflich! Ich bin schockverliebt.
Das Sahnehäubchen heute: Trainer der Gäste ist kein Geringerer als Uwe Möhrle! Nun haben wir auch hier die zwingend erforderliche Prise Hansa in der Gesamtwürze. More goes not!
Ohne die Hansa-Absagen hätte ich das alles versäumt!
SV Wahlstedt – Preetzer TSV 1:5, Sportpark Scharnhorststraße (KR), Testspiel
Das letzte Spiel des Tages wird auf Kunstrasen ausgetragen, aber wenigstens ist der von allen Seiten gut einsehbar, auch ein Geländer ist vorhanden, wo man sich anlehnen oder abstützen könnte, wenn es nötig ist. Und er liegt nahe Todesfelde und sehr dicht an unserem Heimweg, so dass wir die Möglichkeit, den Dreier ohne großen Reiseaufwand zu machen, natürlich nicht liegen lassen können.
Die Sonne hat schon die Abtauchsequenz eingeleitet, auch die Lufttemperatur bewegt sich gen Null. Warmes für Leib und Seele gibt es beim Testkick des Verbandsligisten S.-H. West gegen die Gäste aus der Landesliga Holstein (Senioren) leider nicht, aber die Vollendung des Dreiers ist uns Belohnung genug.