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Rostkloppers going to Kathmandu

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Fußball in Nepal

Ich freue mich, zum ersten Mal einen kompletten Gastbeitrag in diesem Blog zu präsentieren. Der Autor, mein guter Freund Tomas, ist seit 2003 regelmäßig in Nepal unterwegs, individuell oder in bester Gesellschaft, und das nicht nur, um die klare (Höhen)luft zu atmen, dazu mehr hier.

Tomas ist kein Groundhopper, aber an einem Stadion, in dem ein Spiel stattfindet, kann er nicht einfach vorbei gehen. Erst recht nicht auf dem “Dach der Welt”, so auch während der zurückliegenden Tour Ende 2023.

 Nepal – Yemen 0:2, 21. November 2023, Dashrath Stadium Kathmandu, WM-Qualifikation, Asian Football Confederation

Autor: Tomas Berger

Unsere Reise nach Nepal im Oktober/November 2023 neigte sich dem Ende. Die letzten 3 Tage. Ich sagte zu meinen Freunden, wir müssen unbedingt noch einmal am „Dashrath-Stadium“ vorbeischauen, vielleicht ist ja noch ein Spiel. Wir kamen gerade aus Patan und hatten uns schön auf dem EKTA-Fest von Freunden mit nepalesischem Hardcore/Punk das Kleinhirn wegpusten lassen. Also vorbei am Stadion, liegt ja auf dem Weg von Patan nach Thamel.

Thamel ist das Viertel in Kathmandu, wo sich besonders gerne Touristen und andere Tagediebe rumtreiben, während sie von fleißigen Nepalesen touristisch betreut und/oder wahlweise hinters Licht geführt werden.

Man konnte die Banner schon von weitem sehen. WM-Qualifikationsspiel Nepal – Yemen. Morgen. An unserem letzten Tag in Nepal. Mehr geht nicht.

Das „Dashrath-Stadium“ ist mittlerweile saniert worden. Freunde des modernen Fußballs würden sagen „Ein Schmuckkästchen“ Ich brauch das nicht. Das alte hatte seinen eigenen Charme. Schön asselig. Fliegende Verkäufer verkauften übersüßten Tee oder Kaffee in schrägen kleinen Bechern. Wer sich über das aktuelle Tagesgeschehen informieren wollte hat sich die Kathmandu Post als Tüte, gefüllt mit Sonnenblumenkernen, gekauft. Auf jeden Stadionbesucher kamen mindestens 3 Tauben und wenn es regnete wurde man nass. Es sei denn man kaufte sich eine VIP-Karte, dann wurde man gemeinsam mit dem König (den gab es damals noch) auf der Haupttribüne vor unangenehmen Wetterkapriolen beschützt.

Es muss 2006 gewesen sein. Da war ich das erste Mal im nepalesischen Nationalstadion.

Finale im Nepal-Pokal. Ein Team budhistischer Mönche aus Manang (3519m) gegen das Nepal Police Team aus Kathmandu. Selten waren meine Sympathien von Anfang an so klar verteilt. Mit Ausnahme von Hansa natürlich. Das normale Fussballfeld wurde etwas verkleinert. Wahrscheinlich hatten die Cops Schiss, weil die Mannschaft aus Manang ja schon ein lebenslanges 24/7 Höhentraining absolviert hatte. Was ich dann allerdings sah überraschte meine Fußball-Erprobten Augen doch sehr. An die völlige Abwesenheit von Abseits mag man sich ja noch gewöhnen, aber die Brutalität der Cops in Turnkleidung überbot alles von mir bisher Gesehene. Wenn sich ein Spieler von Manang aufregte, sah er Gelb. Das führte natürlich zu Empörung (Manang) und Begeisterung (Cops) auf den Rängen. Ich fragte mich zunehmend ob meine Platzwahl genau zwischen den Parteien wohl die richtige war. Links alles in Rot (buddhistische Mönche) und rechts alles in blauer Uniform. Kurzzeitig wurde es etwas gruselig, aber es wäre einer der wenigen, wenn nicht der einzige Moment in meinen Leben gewesen wo ich mich für den Fußball und gleichzeitig den Dalai Lama ins Gefecht geworfen hätte. Doch es wurde noch absurder. Genau zwischen den sich nicht wohlgesonnenen Parteien tauchten wie an Perlenketten aufgereihte Robocops mit Hang zur Natur (teilweise plastikverstärkte Uniformteile kombiniert mit schnöden, aber schmerzhaften Bambusstangen) auf und guckten böse. Man stelle sich mal vor bei Auseinandersetzungen mit den Cops hierzulande kämen Supercops und trennten die Parteien.

Wie das Spiel ausgegangen ist, muss ich glaube ich nicht erwähnen.

Jetzt aber von der kleinen Zeitreise zurück ins Jahr 2023.

Nepal-Yemen. Mein erstes WM-Quali-Spiel. Steht ja sonst nicht so auf meiner Wunschliste.

Ich lasse hier mal die Recherche wo Nepal steht, ob sie schon mal ein Tor geschossen haben usw. weg. Das überlasse ich gerne den Leuten, die wirklich Ahnung davon haben und sich für das Gebaren der FIFA interessieren.

Aber wenn wir da schon hingehen, muss natürlich noch unser Hansa-Banner her. Das liegt bei unserem guten Freund Sandeep in Pokhara.

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Vorher lag es lange Zeit bei Lhamo und ihrer Familie im Tibetan Camp in Pokhara. Einige Jahre haben wir dort den Annapurna-Ultras-Cup mit den Tibetern im Camp ausgespielt. Leider war es uns nicht vergönnt den Pokal durch das Erringen sportlicher Erfolge wieder mit nach Hause zu nehmen.

Lhamo ist mittlerweile in Minnesota und Tashi in Indien. Nur Tselha ist von Lhamos Familie, die wir über die Jahre so liebgewonnen haben, noch im Camp. Vielleicht wird es irgendwann eine Neuauflage des Pokals geben.

 

Also unser Hansa-Banner musste her. Nach kurzen Telefonaten war klar, dass Sandeep den Nachtbus nimmt und nach Kathmandu kommt. Also am nächsten Tag ab ins Stadion, Tickets für die Holzklasse gekauft und rein. Erste Versuche unser Banner aufzuhängen scheiterten am Einschreiten des wohl körperlich größten, und damit wohl wichtigsten Cop in Nepal.

Am anderen Ende des Stadions war es uns dann möglich. Blau-Weiß-Rot hilft, wenn die Landesfarben identisch sind.

Natürlich waren wir Exoten aus einer anderen Welt. Staunen und Interesse, alle mitgebrachten Aufkleber wechselten schnell den Besitzer.

Der Ehrlichkeit halber muss man erwähnen das sie uns mit der gleichen Begeisterung Aufkleber von einem Hamburger Stadtteilclub oder von Robotron Sömmerda aus den Händen gerissen hätten.

Zum Spiel selber gibt es nicht viel zu sagen. Es war mehr Gehacke als Fussball. Yemen gewann 2:0. Stimmung kam im fast ausverkauften Stadion nur auf, wenn sich Nepal mal dem Tor von Yemen näherte. Die dann angedeutete absolute Extase, wenn Nepal wirklich ein Tor geschossen hätte, blieb uns allerdings verwehrt. Nach dem 2:0 für Yemen verließen die Zuschauer scharenweise das Stadion. Dann doch wieder ein ganz normaler Fußballevent.

Fazit:

Keine Taube und keine aktuellen Tagesnachrichten der Kathmandu Post, getarnt als Tüte mit Sonnenblumenkernen.

Früher war alles besser.

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Danke noch einmal an Tomas und an Euch/Sie fürs Interesse. Ich möchte gern auf ein aktuelles soziales Projekt der „Rostkloppers“ hinweisen:

One Hand for Barsha

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