Hanseator

Musik & Fußball

Ohne Power

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Hertha BSC – F.C. Hansa Rostock 4:0, 12. April 2024, Olympiastadion, 2. Liga, 29. Spieltag

Nun ist es auch schon wieder vorbei: Hansa war zu Gast bei Hertha – das „Quickie“ unter meinen Auswärtstouren in dieser Saison. Ich reise erst am Spieltag an, und das ohne schon tagelang wegen der rechtzeitigen Ankunft am Stadion nervös zu sein. Die Aussichten, dass unterwegs etwas schiefgehen könnte, sind zwar derzeit immer ganz „gut“, aber die Anstoßzeit 18:30 Uhr lässt mich, dank direkter Bahnverbindung ohne Umsteigen und des großartigen ÖPNV (bei aller gebotenen Berlinskepsis: Ich liebe die S-Bahn) dann doch das Unvorstellbare wagen. Nur für eine Bahnrückreise gleich nach dem Spiel bin ich derzeit nicht abgebrüht genug, also gönne ich mir eine Übernachtung, natürlich im Osten!

Das Hotel der Wahl ist schon zum dritten Mal mein Quartier, nachdem es sich bei Konzertbesuchen im ASTRA Kulturhaus wiederholt bewährt hatte, außerdem bedient es meine innere Hinterhof-Romantik. Als Bonus kann ich von der Dachterrasse aus über den Hof die Redaktionsräume des führenden Magazins für Fußballkultur sehen, bzw. hinter anonymen Fensterscheiben vermuten.

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Powerbank

Während der Anreise im Regionalexpress vertreibe ich mir die Zeit mit der Lektüre inoffizieller „Liveticker“, auf gut informierten „Social Media“ Accounts gibt es kostenlose Verhaltenstipps für unverhoffte Zusammentreffen mit den „Invasoren“. Passt bloß auf, Leute. Das alles erzeugt in mir so eine diffuse Grundstimmung zwischen „Dschingis Khans Reiter überqueren die Seelower Höhen“ und „Hannibal ante Südkreuz“. Hoffentlich gerate ich nicht zwischen die feindlichen Linien, wenn dann auch noch die Leute aus der „Schweriner Ecke“ über Spandau einfallen. Ups, das bin ich ja selbst. Ging ja alles gut, soweit ich weiß.

Mehr als 30 Jahre nach der „Wiedervereinigung“ schafft es die/der Westberliner*in nicht, die Inselstadtmentalität abzulegen, wenn die „Brüder und Schwestern“ zu Besuch kommen. Aber klar, diesmal sind es die Horden aus dem Norden, und „wir“ haben am „uns“ vorauseilenden Ruf lange und hart gearbeitet.  also schwingen in jedem Statement vor dem Spiel extreme Ernst-Reuter-Vibes mit. Die Völker der Welt schauen daher fasziniert auf Fangnetze, groß genug für U-Boote, irgendwie muss man aber auch vorbereitet sein, falls doch jemand eine Powerbank am gewissenhaften Ordnungsdienst vorbei schmuggelt. (Frage für einen Freund: Sind die eigentlich bei voller Aufladung schwerer?) Da ich Gästeinformationen nicht nur aufmerksam lese, sondern auch befolge, bleibt die meine brav im Hotel. Geeignete Wurfgeschosse, sogar großkalibrig, gibt es sowieso in ausreichender Menge an den olympischen Getränketresen, eines verfehlt mich nur knapp, aber einen Teil der Ladung bekomme ich ab – unangenehm, aber zu wenig für eine bühnenreife Sterbeszene. Glück gehabt, Hertha, Ihr hört NICHT von meinem Anwalt. 😊

Eine weitere Sicherheitsvorkehrung betrifft meinen Hansaschal. Dass es sinnvoll ist, in einem deklarierten „Heimblock“ nicht mit Gast-Devotionalien herumzuprotzen, darin stimme ich mit den Gastgebern überein, zumal sich das tatsächliche Kräfteverhältnis vorher nicht abschätzen lässt. Also bleibt mein Talisman doch besser im Hotel – ein verhängnisvoller Fehler, den auch die Hansa-Glückssocken nicht kompensieren können, wie ich später am Spielverlauf und -ergebnis feststellen muss.

Auf den Rängen

In „meinem“ Block scheint ein zahlenmäßig ausgeglichenes Verhältnis zwischen Heim- und Gastzuschauern zu bestehen. Optisch ist das schwer einzuschätzen, da sich die Mehrheit der Hanseaten an die Bekleidungsregel zu halten scheint, was letztlich zu einem größtenteils entspannten Fußballabend führt. Akustisch machen sich wiederholt Hansasympathisanten bemerkbar, anfangs recht laut, was aber mit zunehmender Spieldauer nachlässt (wie mag es wohl dazu gekommen sein?). Leider erinnert das oft eher an das Gegröle bei einem Junggesellenabschied als an Teamunterstützung, aber das ist wohl nicht zu vermeiden bei Massenevents dieser Art.

Die Stimmung im Stadion ist schon sehr ordentlich. Von meinem Platz aus (Oberrang, Höhe Mittellinie) kann ich beide Kurven gut wahrnehmen. Die Ostkurve hat einen guten Tag erwischt, sehr geschlossen und oft brachial, dabei hat das Spiel sicher „geholfen“, aber das ist ja nicht die „Schuld“ der Fans. Jedenfalls konnten sie die Impulse vom Platz gut zurückgeben. Hatte ich bei früheren Besuchen dort noch nicht so intensiv erlebt. Respekt!

Der Hansasupport ist anfangs richtig stark, es hat Spaß gemacht hinzusehen und zu -hören. Die Lücke zwischen beiden Blöcken stört natürlich die Koordination und beeinträchtigt so auch die Gesamtlautstärke, aber “schämen“ muss sich dafür niemand. Vielleicht hätte da auch der eine oder andere Impuls vom Spielfeld helfen können.

Auf dem Platz

Sportlich ist es aus meiner Sicht eine noch klarere Sache, als das Ergebnis zum Ausdruck bringt. Hansa bringt offensiv so gut wie nichts zustande, und die Defensive wirkt, besonders außen, überfordert. Dieser Gegner ist in der aktuellen Verfassung eine Nummer zu groß für uns. Die Einschätzung der Vereine sieht so aus:

Hertha          Hansa

Natürlich darf dieser Beitrag nicht so negativ enden, für den positiven Abschluss des hanseatischen Wochenendes sorgen die „Amas“, denen ein (für mich) unerwarteter Sieg gegen „Sankt Paulchen“ gelingt. Gut gemacht, nun euch allen eine schöne Woche, bis Sonntag dann im Ostseestadion!

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Mehr zum Spiel:

Heiko (Fankogge) berichtet für turus.net

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