Hanseator

Musik, Fußball und manchmal auch ein bisschen Hansa

Das hier ist Musik

Ein Kommentar

Thees Uhlmann: Die Toten Hosen (Kiepenheuer & Witsch Musikbibliothek)

Mal was lesen … dafür hatte ich früher (ach, ja …) auch mehr Zeit, habe sie mir einfach genommen. Ich erinnere mich noch genau, wie ich vor mehr als zehn Jahren mal im Sommerurlaub ganze Nächte damit verbrachte, Frank Schätzings „Schwarm“ zu verschlingen. Ich brachte es einfach nicht fertig, das Buch mal zur Seite zu legen, musste immer weiter lesen.

Solche an Selbstzerstörung grenzenden Aktivitäten schaffe ich seit meiner Erkrankung im letzten Jahr nicht mehr, auch wenn ich in deren Folge deutlich mehr Zeit zur Verfügung habe. Mein reduziertes, wenn auch schrittweise immer besser werdendes Sehvermögen, macht das Lesen längerer Texte oder eben Bücher mitunter zu einer kleinen Tortur für mich: aufgrund meines auf der linken Seite etwas eingeschränkten Gesichtsfeldes muss ich mir nun praktisch jedes Wort Buchstabe für Buchstabe erschließen, während ich mir über die Jahre angewöhnt hatte, Texte beim ersten Lesen sozusagen „diagonal“ zu verschlingen, was immer dafür reichte, die wichtigsten Inhalte zu erfassen und mich mit Feinheiten oder sprachlichen Details beim späteren Nachlesen zu beschäftigen.

Daher gebührt mein Dank dem Autoren und Verlag für ein sehr handliches Buch: Die 177 Seiten in kleinem Format, mit annehmbarer Schriftgröße und augenfreundlichem Kontrast machen es mir tatsächlich möglich, das Buch noch am Tag des Erwerbs in einem „Ritt“ zu bewältigen. Ich kann einfach nicht aufhören. Zur Vertiefung der Details werde ich mir das demnächst erscheinende, vom Autor eingesprochene Hörbuch gönnen.

Buchcover T. Uhlmann: "Die Toten Hosen"

Ähnlich war es schon 2016 mit „Born To Run“. Nach einem ersten, rauschähnlichen „Schnelldurchlauf“ innerhalb weniger Tage war ich fest entschlossen, die sehr umfangreiche Boss-Autobiographie später noch einmal in Ruhe zu genießen. Dafür fehlte zunächst die Zeit, nun muss ich wohl doch erst weitere Fortschritte im Lesen abwarten. Obwohl, auch das gibt es ja als Hörbuch, gelesen übrigens von Thees Uhlmann.

Aber bleiben wir beim Thema:

Es ist ein wirklich großartiges Buch geworden, mit sehr persönlichen Einblicken in die Lebens- und Gedankenwelt des Thees Uhlmann, der Leser darf den Autoren zu seinem ersten Konzert überhaupt begleiten. Das Eröffnungskapitel ist einer der schönsten „Konzertberichte“, die ich je lesen durfte, der von „Breiti“ auf dem Buchumschlag gezogene Vergleich mit „Fever Pitch“ ist wirklich nicht zu weit hergeholt.

Wir lernen Thees‘ Familie und Freunde kennen (der wunderbare Trevor und sein imponierendes Projekt „FC 45 – die Fußballmediathek“!), wir sind dabei, als er die musikalischen Helden seiner Jugend zum ersten Mal persönlich trifft, teilen die Aufregung vor einem Support-Auftritt vor 70000 Menschen im Müngersdorfer Stadion und bekommen einen faszinierenden Einblick in die Entstehung von „Band Aid 30“ und noch so vieles mehr, wofür es sich einfach lohnt, dieses Buch zu kaufen. Dazu zähle ich auch mit meinem Fußball-Hintergrund ausdrücklich die Beschreibung der Verabschiedung von Fabian Boll am Millerntor mit dem (für mich) zweitschönsten Fußballlied, das je in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.

Ihr seht schon, eine Hosen-Biographie ist es nicht, aber das ist auch nicht das Ziel dieser ersten Ausgabe in der „KiWi Musikbibliothek“, auf deren weitere Titel ich mich schon freue.

Während der Lektüre fühlte ich mich wiederholt an die Tage vor meiner Operation vor einem Jahr zurückerinnert, besser noch: an manche Nächte, in denen ich manchmal darüber wach wurde, wie ich von den „rock‘n‘rolligsten“ Momenten meines Lebens träumte und die Idee reifte, das irgendwann aufzuschreiben. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass das sehr viele Leute interessieren würde, aber irgendwie könnte ich es einfach für mich selbst machen, wie das ja bei vielen meiner Texte über Musik und Konzerte der Fall ist. In dieser Zeit musste ich mich ja auch durchaus mit dem Gedanken befassen, dass ich für so etwas ja vielleicht keine Gelegenheit mehr haben würde.

Falls ich das doch irgendwann in Angriff nehmen sollte, ist es nun wohl Thees Uhlmann, der mit seinem Buch den endgültigen Anstoß gegeben hat. Wenn ich in meinen Rock‘n‘Roll-“Memoiren“ dereinst Rückschau halten werde, wird dieser 24. Oktober 2019 wohl stehen bleiben als der Tag, an dem ich endgültig zum Thees-Uhlmann-Fan wurde.

Ein Kommentar zu “Das hier ist Musik

  1. Ich werde Dein Buch lesen

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