Feine Sahne Fischfilet – Wir haben immer noch uns Tour
Rostock, Peter-Weiss-Haus, 23. November 2019, Support: Vietsmorgen
Ein Jahr und zehn Monate nach dem Album-Release von „Sturm und Dreck“ ist die Zeit nun reif für eine kleine Zäsur. Bevor sich die Band eine wohlverdiente, möglicherweise längere Atempause gönnt, gehen Feine Sahne Fischfilet im Dezember und Januar noch einmal auf Tour, leider ohne dabei im heimischen Bundesland Station zu machen, was bekanntlich gar nicht geht. Zum Glück sahen das die Musiker selbst auch so und entschlossen sich, kurzfristig einen kleinen, aber feinen Tourauftakt in Rostock zu zelebrieren. Dass es ziemlich kuschelig würde, war abzusehen, aber wie sagte schon einer der bedeutendsten Dichter des Sturm und Drang:
„Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar.“ (aus: Friedrich Schiller: „Der Jüngling am Bache, 1803)
Mit dem Peter-Weiss-Haus (Glückwunsch zum Jubiläum übrigens) wurde eine geeignete Hütte ausgewählt, die praktischerweise auch noch die Räumlichkeiten für eine rauschende After-Show-Sause bereithielt, so dass auch Leute, die beim Ticketverkauf kein Glück hatten, wenigstens ein bisschen mitfeiern konnten, womit doch eine annehmbare Lösung gefunden wurde.
Vietsmorgen
Als Opener tritt „die beste Band, die keiner kennt“, auf – eine ausgezeichnete Wahl. Vietsmorgen schafft mit „Blaspunk fürs Herz“ (Besorgt euch das gleichnamige Album!) eine stimmungsvolle Grundlage für den nachfolgenden FSF-Auftritt. Bei jetzt noch gegebener relativer Bewegungsfreiheit können sich die Tanzlustigen noch etwas entfalten und tun dies ausgiebig, bevor es später dann wirklich eng wird.
Setlist
Kreativpause / Hand zur Faust / Freiheit / Leb deinen Traum / Heimatstadt / Schönstes Mädchen / Doppelmoral / Wohlstandswelt / Uwe vom Schlachthof / Rezept für gute Musik / Thorsten Stein
Feine Sahne Fischfilet
Dass die Jungs nach fast zwei Jahren durchgängigen Tourens mit nur wenigen Unterbrechungen eine längere Pause mehr als verdient haben, versteht sich, ebenso, dass man das der Bühnenperformance nicht anmerkt. Die haben einfach Bock auf das, was sie tun, das Publikum im hoffnungslos überfüllten Saal natürlich auch, was man schon beim obligatorischen „Einsingen“ mit „Halbstark“ (DTH) spürt. Mit dem ersten Ton sind die Leute unter Hochspannung, zwei Stunden Maximum Power beim Mitsingen und Moshen, Crowdsurfing, es werden keine Gefangenen gemacht.
Wie bei Konzerten im heimatlichen Bundesland üblich, unterstützen Familie und Freunde bei verschiedenen Songs gesanglich und tänzerisch, das sind, wie immer, Höhepunkte des Abends. Besondere Grüße gehen raus an einen sehr guten Freund der Band, der den Abend leider statt im Saal in einer nahegelegenen Klinik verbringt, die Vibes dürften in diesem Moment die gesamte Rostocker Südstadt erfasst haben. Auch an dieser Stelle nochmal gute Besserung an den inzwischen Heimgekehrten!
Im Zugabenteil wird es auf der Bühne ähnlich eng wie davor, als eine kleine Abordnung von Möwe & die Ölmützen bei „Niemals Ebbe“ das Konzert kapert. Obermütze Karsten ist (zu Recht!) so berauscht von diesem Moment, dass Monchi nach Songende volle argumentative Kraft aufbringen muss, um die Bühne wieder für sich allein zu haben. Wenn das nicht Punk ist, was dann?
Die neue Version von „Ostrava“ donnert mit deutlich mehr Strom als gewohnt durch den Saal, dürfte aber stilistisch den damaligen Empfindungen der Zeitzeugen mehr entsprechen als das Albumarrangement. Die beinahe schon hardcore-mäßig herausgerotzten Strophen erfordern vom mitsing-willigen Musikfreund neben exakter Textkenntnis auch ein hohes Maß an Konzentration, um nicht den Anschluss zu verlieren.Daran muss man sich erst mal gewöhnen. Wem das gelingt, der wird mit einem eingängigen „Na-na-na“-Mitgröhl-Chorus belohnt.
Überaus gelungen finde ich die Darbietung des The Clash Klassikers „London Calling“. Die dem Original fremden Bläser fügen dem Aroma des Stückes eine feinherbe Sahnenote hinzu, anstelle bloßen Nachspielens geht das fast schon ein bisschen als „eigener“ Song durch. Stark!
Allen, die die Band in den nächsten Wochen noch einmal sehen können, viel Spaß dabei.
Setlist
Zurück in unserer Stadt / Alles auf Rausch / Für diese eine Nacht / Mit Dir / Angst frisst Seele auf / Solange es brennt / Niemand wie ihr / Schlaflos in Marseille / Geschichten aus Jarmen / Ich mag kein‘ Alkohol / Alles anders / Dreck der Zeit / Zuhause / Wut / Suruç / Warten auf das Meer / Lass uns gehen / London Calling
Ostrava / Wo niemals Ebbe ist (mit Möwe & die Ölmützen) / Wir haben immer noch uns / Komplett im Arsch
28. November 2019 um 00:32
OK. Konzerte, Fußball, Musik… Im Konkreten „Feine Sahne“, Hansa und „DTH“ – 100% Übereinstimmung und gleich gefolgt! 😊
Nächtliche Grüße, VVN (und, in Abwesenheit Herr Carax, der Superfan 😆)
28. November 2019 um 08:59
Danke schön und herzlich willkommen.
28. November 2019 um 09:15
Das können Herr Carax und ich nur erwidern! Auf bald! VVN