Hanseator

Musik, Fußball und manchmal auch ein bisschen Hansa

Hansa Rostock gewinnt in Bielefeld, die Mannschaft feiert mit den Fans.

Nach der Schlacht

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DSC Arminia Bielefeld – F.C. Hansa Rostock 0-1, 10. Februar 2023, Stadion Bielefelder Alm, 2. Liga, 20. Spieltag

Kennt ihr den?

Eine rote Kogge segelt durch den Teutoburger Wald, um diesen zu erobern. Kommt ihr der Cheruskerfürst Arminius entgegen …

Nein, ich kenne ihn auch nicht, fängt aber gut an, oder? Wie wir nun wissen, bleibt es am Freitagabend nicht beim guten Anfang.

Der Reihe nach:

Es begann mit einer traurigen Nachricht in der Faninfo: Der „Almblick“ steht leider nicht mehr als beliebte Anlaufstelle für Gästefans vor Spielen in (auf?) der Alm zur Verfügung. Sehr bedauerlich, ich bin da immer gern eingekehrt, was nicht nur am preiswerten Angebot an Speisehäppchen und Getränken lag. Das Lokal bot die Möglichkeit zur gepflegt-entspannten Fachsimpelei mit guten (alten) Freunden und Bekannten, die aus allen Himmelsrichtungen zu Hansaspielen herbeiströmten, während des Spiels ist für Smalltalk einfach keine Zeit. Und, was diesen Ort im DFL-Einflussgebiet gewissermaßen einzigartig dastehen ließ, dort wurde die Anwesenheit von Gästeanhängern nicht nur Zähne knirschend hingenommen. Nein, diese waren sogar ausdrücklich willkommen. Ein markantes Stück Oldschool-Fußball ist von der Landkarte verschwunden.

 

Was soll’s? Wir „müssen“ ja doch hinfahren. Also tun wir das. Die motorisierte Anreise gerät streckenweise etwas ins Stocken, schließlich müssen wir durch Niedersachsen. #DANKESCHROEDER

Leichte Irritationen löst die Auswahl der korrekten Zieladresse für das Navi aus, denn in der Faninfo findet sich nur eine für Busse. Wir nehmen einfach irgendwas, worin das Wort „Stadion“ vorkommt, eine KiTa vielleicht. Das wird später noch zu reichlich Nervosität führen, als wir uns mit jedem Kilometer Annäherung an die Alm gleichzeitig immer weiter von ihr entfernen (Schrödingers Stadion?). Also erklären wir unseren recht geräumigen PKW kurzerhand zum “Bus“ und fahren zum angegebenen Treffpunkt, wo uns überraschend hilfsbereite Polizisten an der halbseitig gesperrten Zufahrt nicht etwa abweisen, sondern sogar beim Einparken behilflich sind. Das gibt’s doch gar nicht, womit nun auch dieser Satz pflichtgemäß in einem Text über Bielefeld untergebracht ist. Danke für alles!

Als ich im Gästeblock eintreffe, wird gegenüber gerade ein Banner aufgehängt. Der Heimanhang hat für das Spiel gegen Hansa mal ein ganz originelles Motto ausgegeben. Getoppt wird das später noch von einer Stadiondurchsage, die mehrfach auf den Werbebanden wiederholt wird. In mir löst das schöne Kindheitserinnerungen aus, ich denke an die Zeit in der 5. oder 6. Klasse, als der Geschichtsunterricht noch Spaß machte und ich mich sehr für Römer und Germanen interessierte. Ist das zu merken?

Egal, das Spiel nimmt seinen Lauf und unsere Mannschaft setzt tatsächlich um, was der Trainer angekündigt hat: Raushauen, Reinhauen, Dazwischenwerfen, Ball über die Linie drücken. Das Spiel wirkt wie ein Wunschkonzert für TV-Kommentatoren. Und ich liebe es. Hat hier jemand „Mentalität“ gesagt? Aber im Ernst: Beide Mannschaften haben wenig Mühe, ihre Tabellensituation darzustellen, wobei jedoch Hansa deutlich weniger schlimm aussieht. Nein, das ist jetzt auch gemein, das Team hat den Gegner im Griff, es erspielt sogar eigene Torchancen, ich gehe zuversichtlich in die zweite Halbzeit. Es zeigt sich wieder mal: Je lauter gefordert wird, unsere Kogge zu versenken, je größer die Buchstaben sind, um so sicherer geht das in die Hose. Habt ihr das Tor gesehen? DAS Tor! Unser erstes in diesem Jahr. Ein langer Abschlag von Kolke landet beim Gegner, Svante Ingelsson setzt nach, hat den Kopf oben und bedient Lukas Fröde, der einfach ins Tor köpft. So einfach und zugleich schön ist das alles, dass mir sogar jetzt, beim Schreiben, noch Freudentränen über das Gesicht laufen. Ich überlege nur noch, zählt das jetzt als Raus- oder Reinhauen?

Alles „rausgehauen“ haben die knapp 3000 Hansafans im Gästeblock und daneben, ich habe wirklich 90 Spielminuten riesigen Spaß an allem. Die grandiose Atmosphäre packt einfach alle, die es mit den Hanseaten halten, und nicht nur die. Ich könnte schwören, sogar die uniformierten Spielbeobachter hinter den großen Glasscheiben über mir konnten gar nicht anders als heimlich mitzusingen. Dabei hätten sie beinahe die ganze Zeit die Rückseite der berühmten „Super Hansa“-Fahne betrachten müssen. Glück gehabt.

Nach dem Schlusspfiff feiern Fans und Mannschaft euphorisch den ersehnten ersten Pflichtspielerfolg 2023, während Tacitus in seiner Akte „Germania“ notiert:

„Siehst du, Varus? SO wird das gemacht!“

Und meine Gedanken wandern zurück nach1995. Wir waren im Urlaub im Weserbergland und besuchten das „Hermannsdenkmal“ in Detmold. Als meine Tochter, damals 4, den Recken erblickte, wollte sie nur eins wissen: Warum hat der denn Hasenohren? Alles gesagt!

 Mehr zum Spiel:

Spielbericht Hansa

Spielbericht Arminia

In den nächsten Tagen wird im hörenswerten Podcast DWIDSWOCH, der Groundhoppern sicher ein Begriff ist, über das Spiel berichtet. Die direkte Verlinkung des Beitrages folgt hier, wenn dieser online ist.

Ein paar Fotos findet ihr noch auf meiner Instagram-Seite.

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