FC St. Pauli – F.C. Hansa Rostock, 26. Februar 2023, Millerntor-Stadion, 2. Liga, 22. Spieltag, vor dem Spiel
Hier gewinnt nur einer …
Heute beginne ich mal mit dem Sportlichen, muss ja. Das Hansa-„Erfolgsrezept“ in der laufenden Saison schien lange Zeit aufzugehen, daran konnte nicht mal der Trainerwechsel etwas ändern: Ab und zu mal ein Spiel zu gewinnen, hält uns die lästigsten Konkurrenten relativ komfortabel vom Leibe. Aber seit die nun plötzlich angefangen haben, jede Woche zu gewinnen, ist diese Strategie nur noch bedingt zielführend. Wo kommen wir denn hin, wenn das alle machen? Zum Glück schauen wir nur auf uns: Tore würden unserem Spiel guttun, ganz einfach!
Wir treffen auf einen wieder erstarkenden FC St. Pauli, der auch in sportlich schwerer Zeit zumindest eine Konstante vorweisen konnte und kann, seine beeindruckende Heimbilanz. Dass sie sich gerade gegen uns darauf nicht ausruhen werden, versteht sich von selbst. Welchen Plan Patrick Glöckner aus der Tasche ziehen wird, weiß er im Moment nur selbst, was die eingesetzten Spieler daraus machen, sehen wir am Sonntag. Tippen werde ich diesmal nicht, natürlich wünsche ich mir drei Punkte für Hansa, könnte aber auch gut mit dem ersten Unentschieden in der Geschichte dieses Duells leben.
Nichts anzuziehen
Ich packe meinen Koffer und nehme mit … ja, was eigentlich? Langes Wochenende in Hamburg, nicht ausschließlich im Fußballkontext, aber größtenteils schon. Was trägt man da nur? Außenstehende verstehen das jetzt sicher nicht, wurde doch rechtzeitig der Dresscode bekanntgegeben, so what? Ganz einfach, ich habe das gewünschte Kleidungsstück nicht im Schrank, und rein optisch betrachtet (Achtung, body-selfshaming!), sollte ich so etwas ohnehin besser nicht tragen. Also besteht die Herausforderung darin, mich irgendwie neutral zu kleiden, dabei mich und meine Herkunft nicht zu verleugnen, und – Aufgepasst! – ohne für einen „Bullen“ gehalten zu werden. Wir werden sehen.
An- und Rückreise sind so terminiert, dass ich großen Menschenmengen und extremer räumlicher Enge ausweichen kann, was auch für das Spiel selbst gilt, da ich mich nur ungern noch einmal unangenehmen Situationen im Gästeblock und außerhalb aussetzen möchte, wie sie im April 2009 bei unserem letzten Millerntor-Besuch mit „voller Kapelle“ stattfanden. Fotografische Erinnerungen findet ihr in der kleinen „Diashow“ unten. Vielen Dank an einen lieben Menschen für die Unterstützung beim Ticketerwerb, du weißt, dass du gemeint bist.
Meine Unterkunft ist gebucht, das habe ich sogar allein geschafft, das kulturelle Rahmenprogramm mit Veranstaltungen am Freitagabend und Sonnabendvormittag steht. Bestimmt findet sich noch die eine oder andere interessante Partie auf einem hoppenswerten Ground.
Nebengeräusche
Ich möchte mich gar nicht erst in wilden Spekulationen und Eskalationsszenarien ergehen, die letztlich nur dazu dienen, medial Quote zu machen, und selbst keine verfassungskonformen Lösungsansätze bieten. Verabschiedet habe ich mich von meinen lange gehegten romantischen Vorstellungen einer sich selbst regelnden Fankultur, die sich als realitätsferne Träumereien erwiesen haben. Auch fehlt mir momentan der Antrieb, fruchtlose Diskussionen darüber zu führen, was „zum Fußball dazu gehört“ und was nicht. Ich lasse es diesmal ohne eigene Erwartungen auf mich zukommen. Was geschehen soll, wird geschehen, weil es Leute gibt, die das wollen.
Ich habe diesmal die Möglichkeit, mir vor Ort ein persönliches Bild zu machen, und zwar über mehrere Tage. Das wird sich zwangsläufig auf meine subjektive Wahrnehmung beschränken und nur kleine Ausschnitte des Gesamtereignisses abbilden, ist aber mehr, als mich auf sensationsgeile Krawallmedien oder Polizei-PR zu stützen.
Allen Besucher*innen des Spiels wünsche ich eine angenehme An- und Rückreise, ein intensives Stadionerlebnis und Spaß am und mit dem Spiel. Zur Faninformation für Gäste (PDF): Klick!
Solltet ihr in Situationen geraten, die ihr ohne Hilfe nicht bewältigen könnt, stehen euch die Mitarbeitenden der Fanbetreuung beider Vereine zur Verfügung.
Für die Hansafans richtet die Blau-Weiß-Rote Hilfe an Spieltagen ein Notfalltelefon ein:
0160/2706815
Von der Braunweißen Hilfe habe ich nur eine Festnetznummer, ich bin mir aber sicher, die sind auch mobil zu erreichen:
040 439 69 61
Ein Spiel zum Spiel
Um die Laune wieder etwas zu heben: Viele werden das Spiel ja sicher im Fernsehen anschauen. Habt ihr Lust auf ein kleines Kommentatoren-Bingo? Hier ist mein persönlicher „Tippschein“:
Hier wird nicht gekniffen! Wie geht es aus?
Na gut, ich gebe doch einen Tipp ab: Das Spiel endet 0:1.
Mein Einsatz: Wenn ich rechtbehalte, bekommt Hansa 3 Punkte. Wenn Hansa verliert, verpflichte ich mich, alle Episoden des „Kultclub“-Podcast zu hören, die per Schlusspfiff am Sonntag online sind (Stand jetzt sind es 4), und zwar als „binge listening“ von der ersten bis zur letzten ohne Unterbrechung. Wer sich von der Einlösung überzeugen möchte, darf mir gern dabei Gesellschaft leisten.
Dann euch allen noch eine schöne Woche, bis Sonntag! Bleibt gesund. Vergesst nicht: Es ist ein Spiel.
23. Februar 2023 um 17:26
Ich frag mich in letzter Zeit auch immer mehr, was eigentlich zum Fußball „dazugehört“?! Schwierig zu beantworten für jemand der schon sein ganzes Leben in und mit diesem Sport verbringt. Trotzdem hab ich mir immer mehr Menschen zu tuen, denen Fußball und vor allem das Drumherum zu aggressiv und Gewaltaffin ist. Seh ich es nicht weil ich zu lange „dabei“ bin oder ist es wirklich so. Ich gehe auch gern zum Basketball und tatsächlich ist es eine anderer Art des zuschauens. Viel weniger konfrontativ, mehr dem Spiel auf dem Feld zugewandt als dem kräftemessen auf der Tribüne.