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Musik & Fußball

Elf Sieger

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Eintracht Braunschweig – F.C. Hansa Rostock 0:1, 8. März 2024, Eintracht-Stadion, 2. Liga, 25. Spieltag

35 Stunden

„Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“

Diese Verse habe ich mir aus dem „Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ von Georg Herwegh (1863) geborgt. Dass Claus Weselsky einst mit diesem Lied in den Schlaf gesungen wurde, darf bezweifelt werden. Zum einen ging aus dem ADAV später die ehemalige Arbeiterpartei SPD hervor, deren heutiges Spitzenpersonal mit derart aufrührerischer Lyrik wohl eher nichts anzufangen weiß. Zum anderen soll Herr W. Mitglied im Clan Der Unternehmer sein, was einer gewissen Ironie nicht entbehrt.

Stop! KEINE POLITIK! Außer vielleicht noch: hdGDL, was ich an dieser Stelle noch einmal meiner lieben Mit-Userin in einem berüchtigten Netzwerk zurufe, der ich verdanke, dass ich trotz Komplettabsage des Bahnverkehrs das Spiel in Braunschweig im Stadion erleben durfte/konnte/musste. Also Danke noch einmal für die Rundum-Sorglos-Tour, einschließlich kleiner Extrarunden in der Landeshauptstadt, was die weiteren Mitfahrer, die das alles klaglos akzeptierten, ausdrücklich einschließt.

Unterwegs und im Stadion

Dank des Feiertages ergab sich eine entspannte und störungsfreie Fahrt entlang idyllischer Alleen in Westmecklenburg, das Freie Wendland empfing uns mit Sonnenschein und hielt ebenfalls keine nennenswerten Hindernisse bereit, vierbeinige Bewohner der Lüneburger Heide muffelten abseits der B191 friedlich vor sich hin. Für Unterhaltung sorgten Anti-Hansa-Botschaften an der einen oder anderen Stallwand. Ein bisschen Stolz empfinde ich schon, wenn selbst in dünn besiedelten Flecken sich Leute die Mühe machen, extra für mich (uns) Dose oder Pinsel zu schwingen. Später bestätigte sich einmal mehr die alte Erfahrung: Je größer und knalliger das „Scheiß Hansa“ am Anfahrtsweg, umso sicherer nehmen wir die Punkte mit. Nennt uns, wie ihr wollt, nur schreibt unseren Namen richtig (und verwendet die richtige Kogge.)

Vor Ort fanden wir eine gute Organisation auf der „letzten Meile“ zum Stadion vor. Der Bustransfer vom P+R-Parkplatz zum Gästeeingang und wieder zurück funktionierte nach meiner Wahrnehmung wie geschmiert, bis jetzt habe ich noch keine gegenteiligen Berichte gehört. Auch auf meinem Undercover-Weg vom Bus zur Heimtribüne und nach dem Spiel zurück nahm niemand von mir Notiz, abgesehen von anderen, mir bekannten Hanseaten. Vorbildlich.

Sehr angenehm empfand ich die Stadionmoderation, ganz besonders gefiel mir die Gegnervorstellung, wer zugehört hat, konnte dort wirklich etwas über Hansa und die Geschichte der Duelle beider Mannschaften erfahren, bis hin zur Zweitligasaison 2005/06, bei der Erwähnung des 4:1 damals hatte ich sofort Jürgen Risches Verlegenheitskopfball von der Strafraumgrenze vor Augen, der vorbei an Mathias Schober (Hand hoch, der geht ins Aus!) ans Lattenkreuz und von da ins Tor flog. Schnee von gestern, heute ein Lacher, wie auch Frank Pagelsdorfs legendäre „Nudelkritik“ nach dem 1:1 ein Jahr später.

Anmerkung

Dass Spieltage an der Hamburger Straße auch anders verlaufen können, wurde von der Heimszene auf Bannern und Tapeten thematisiert. Außerdem wurden entsprechende Info-Flyer verteilt. Beim Spiel gegen Hertha BSC habe es Vorkommnisse gegeben, die dringend aufgearbeitet werden sollten. Das steht mir nicht zu, aber da es ein großes Thema in Braunschweig ist, möchte ich es nicht unerwähnt lassen.

Elf Krieger müsst ihr sein!

Zum Spiel: Ich hatte in den  letzten Wochen den Glauben daran verloren, einen überzeugenden Auftritt unserer Mannschaft wie diesen in der laufenden Saison noch einmal erleben zu können, schon gar nicht über 90 Minuten. Der Trainer hatte nach dem Desaster gegen den FCK viel über Einsatz, Kampfbereitschaft, Willensstärke und das Überschreiten eigener physischer und psychischer Grenzen philosophiert und dabei das Wort „Krieger“ verwendet. Ich bin ja eher dafür, diese martialische Metaphorik sparsam einzusetzen, einmal grundsätzlich und auch, weil sich das schnell abnutzt. Diesmal fand die Botschaft aber wohl den Weg über die Köpfe in die Herzen und Beine der Spieler, die dem Gegner einen beherzten Kampf lieferten, der auch die (offiziell) 2.300 Fans in Weiß/Blau begeistert mitgehen ließ. Auf der Westtribüne, direkt neben den Gästeblöcken hatte sich eine weitere beachtliche Hansa-Enklave gebildet, in der es die Leute 90 Minuten nicht auf den Sitzen hielt.

Sicher gibt es spielerisch einiges bei Hansa zu verbessern, damit können sich gern andere beschäftigen, die den nötigen Sachverstand aufweisen. Mir bleibt letztlich ein eindrucksvoller Abend im Gedächtnis, der sportlich meine Erwartungen, mindestens aber Hoffnungen fast vollumfänglich erfüllte, und wo auch noch das Ergebnis stimmte. Darf sich gern wiederholen. Bis dahin höre ich „The Warrior’s Code“ (Dropkick Murphys) in Dauerschleife:

You fight for your life because the fighter never quits
You make the most of the hand you’re dealt because the quitter never wins

 

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