Hanseator

Musik, Fußball und manchmal auch ein bisschen Hansa

Ein Engel für Charly

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Filmpremiere „Wildes Herz“ im Volkstheater Rostock, 5. April 2018

Dich kenne ich doch! Du warst das in Parchim, mit dem Dritte-Wahl-Shirt! Ich habe dich ganz oft bei den Aufnahmen gesehen.

Ihr kennt sicher alle die Situation, wenn euch ein Promi über den Weg läuft und euch, bevor die schüchterne Bitte um ein gemeinsames Foto ausgesprochen ist, wie einen alten Schulfreund begrüßt. Genau das erlebe ich am Donnerstagabend vor der offiziellen Deutschlandpremiere des Dokumentarfilms „Wildes Herz“ im Volkstheater mit Charly Hübner. Direkt hinter uns gibt Monchi gerade ein Fernsehinterview. Und weiter geht es, während sich mein Freund Basti, der bekannte Hansafotograf, die Seele aus dem Leib knipst:

Ja, Dritte Wahl, eine geile Band. Dieses eine Lied … (beginnt zu singen) „Ich sitz‘ am Fenster, müde von der langen Reise, draußen ziehen Landschaften vorbei …“ Was für ein Song, da würde ich gern einen Polizeiruf draus machen. Ein Typ fährt im Zug, steigt am Bahnhof aus und legt drei oder vier Bul… äh Beamte … Staatsdiener um.

Ein bizarrer Moment, ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll, ich würde gern kurz den berühmten „Ultra“-Polizeiruf ansprechen, aber dazu habe ich keine Gelegenheit mehr, denn natürlich kommen weitere „Schulfreunde“ hinzu und an einem Abend wie diesem gehört der „Star“ natürlich allen. Das gilt für mich genauso wie für Charly. Vielleicht klappt es ja ein anderes Mal.

Sollte die beschriebene Filmidee tatsächlich mal realisiert werden, stelle ich mich gern als Statist zur Verfügung. Da muss ich dabei sein, von mir aus auch als einer der drei oder vier Bul… Also, Charly, falls du das jemals lesen solltest – ich bin bereit.

Es herrscht großer Andrang im Volkstheater heute abend. Die Tickets für die Vorstellung waren schon bald nach der Ankündigung vergriffen, und so ist das kleine Theaterfoyer bis zum Bersten mit erwartungsfrohen Menschen gefüllt. Es sind wieder jede Menge Freunde und Weggefährten und natürlich die Familien der Band erschienen, die Atmosphäre erinnert an das gigantische Tourfinale vor knapp zwei Wochen in der Stadthalle.

Die Platzanweiserin oben begrüßt uns freundlich, nachdem wir den richtigen Aufgang gefunden haben, ihre Freude über das volle Haus ist groß, auch denkt sie gern an die Feuerherz-Vorstellungen vor zwei Jahren zurück, das war eine schöne Zeit für alle Beteiligten. Mit ein klein bisschen Verspätung, einige Gäste lassen sich noch auf spontan bereitgestellten „Stehplätzen“ nieder, beginnt dann dreiviertel Acht die Veranstaltung. Ein paar Grußworte zum Geleit, alles sehr unspektakulär, viel Spaß für alle und es geht los, es geht los …

Ohne hier Inhalte zu spoilern, es werden 90 spannende, informative, nachdenkliche, manchmal beklemmende, fröhliche, anrührende, vor allem aber kraftvolle und Mut machende Minuten. Anhand zum Teil unveröffentlichter Aufnahmen aus der frühen Bandgeschichte, besonders aber auch mit Material aus dem Familienarchiv der Gorkows, gekrönt von sehr persönlichen Interviews mit Monchi, seinen Eltern oder ehemaligen Lehrern, erhalten die Zuschauer sehr intime und ehrliche Einblicke in die Lebens- und Gedankenwelt der Musiker.

Unter den vielen Zeitzeugen, die mit kurzen Statements das vielschichtige Bild der Band zeichnen, wobei der Sänger und Frontmann letztlich besonders im Fokus steht, finden sich viele gut(e) Bekannte, bereichert wird das Bild aber auch von Akteuren, deren Teilnahme ich in einem solchen Film nicht zwingend erwartet hätte. Schaut euch den Film an, ihr werdet sie erkennen.

Überhaupt: SCHAUT EUCH DEN FILM AN (Kinostart: 12. April, Previews deutschlandweit am 6. April)! Selbst wer mit der Musik von Feine Sahne Fischfilet nichts anfangen kann, wird eine Menge lernen: über Freundschaft, Familie und Zusammenhalt, über Authentizität, Leben und Alltag (nicht nur) in Vorpommern und vielleicht auch über die Kraft dieser Musik, von der es natürlich eine Menge Hörbeispiele und Konzertausschnitte gibt.

Für die Aftershow-Party im Peter-Weiss-Haus haben wir leider keine Zeit, da am nächsten Morgen die Arbeit wartet. Die Stadt Rostock hat aber angemessenen Ersatz in Form einer auf Rot geschalteten Ampel vorbereitet, die in Zusammenarbeit mit ihrer gleich daneben freie Fahrt signalisierenden Kollegin für Verwirrung hinter meinem Lenkrad sorgt. Wobei – so verwirrt bin ich gar nicht, ich fahre einfach weiter, ein bisschen Grün war ja zu sehen.

Eine Kreuzung weiter geht hinter mir das Blaulicht an. Ich fahre rechts heran und lasse das Seitenfenster herunter. Im gleichen Moment wird mir bewusst, dass in meinem Audioplayer gerade „Wut“ läuft, nicht gerade leise: „Niemand muss …“ – geistesgegenwärtig schnellt der Finger zum Ausschalter und sorgt für Stille. Das war knapp.

Nach vertrauensvoller Erörterung der Situation (ich habe außerdem erfreulicherweise alle Papiere sowie Sanikasten, Warndreieck und Signalweste sofort zur Hand, Seenotfackeln werden nicht verlangt) einigen wir uns auf einen minderschweren Verstoß, Rechnung kommt später frei Haus. Klassisches Win-Win, wie wir beim Fernsehen sagen: Ich behalte den Lappen, Charly Hübners Polizeiruf-Idee bleibt weiterhin in der Schublade.

Aber, wie gesagt: Wenn es so weit ist, bin ich bereit!

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