VfB Lübeck – F.C. Hansa Rostock 1:0, 30. Juli 2022, Stadion Lohmühle, DFB-Pokal
Niemand: Wie beschissen kann ein Stadionbesuch sein? – Hansa: JA!
Und das ist auch schon die einzige Antwort, die unser Verein auf die gestrige Pokalherausforderung beim VfB Lübeck gegeben hat.
Dass es im Gesamtpaket ein eher bescheidener Tag wurde, ist trotzdem nicht allein Hansa zu verdanken.
Aber erst mal eins: Als Sportler, längst nicht mehr aktiv, bin ich es gewöhnt, dem Sieger eines Wettkampfes zum Erfolg zu gratulieren, also
Glückwunsch, VfB, und viel Erfolg in der nächsten Runde!
Und nun „Butter bei die Fische“: Die Anreise verlief unerwartet reibungslos, auch wenn wir für meine Begriffe „viel zu spät“ in Schwerin gestartet sind. Als nicht mehr selbst Fahrender ist da meine Einflussmöglichkeit naturgemäß begrenzt, aber ich bin natürlich dankbar, dass sich immer wieder eine Mitfahrgelegenheit findet. Also – wer hätte es gedacht, die direkte Anfahrt zum exklusiv für die Gästefans reservierten Parkplatz am Stadion führte uns mehr als rechtzeitig zur Lohmühle und verschaffte uns noch ein bisschen Zeit zum Chillen im Schatten, sogar die Ankunft unseres Mannschaftsbusses konnten wir noch beobachten. Das haben alle Beteiligten auf Lübecker Seite gut gemacht und somit die miesepetrigen Prognosen in meiner Spielvorschau locker widerlegt.
Erfüllt wurden meine Erwartungen hinsichtlich der visuellen Bedingungen im Gästeblock. Nicht dass es jetzt überraschend gekommen wäre, ich war ja nicht zum ersten Mal da, also selbst schuld, wenn ich mich freien Willens entscheide hinzufahren. Mit der Haupttribüne direkt vor der Nase, lässt sich ein Fußballspiel da ähnlich intensiv verfolgen wie eine Radioübertragung mit ausgeschaltetem Kommentar, die Publikumsreaktionen müssen dann eben reichen. Die Stimmung auf der Heimseite wie im Gästeblock war aussagekräftig genug.
Wie es aussieht, habe ich hansaseitig trotzdem kaum etwas verpasst, wie mir zu Hause die dreiminütigen Sky-Highlights bestätigten. Es gibt also aus Hansasicht nichts wirklich Berichtenswertes. Hatte ich mit meinem Platz im Block sogar Glück, dass ich den uninspirierten Hansa-Auftritt nicht sehen konnte?
„Highlights“ also: Im Hansaforum schrieb vor Jahren mal eine Userin/ein User den denkwürdigen Satz: „Für mich ist jedes Hansa-Spiel ein Heileid.“ Nach diesem Spiel habe ich nun endlich verstanden, das war und ist kein Schreibfehler.
Wie mir berichtet wurde, meinte ein früherer Hansaspieler, es sei angebracht, nach seiner Auswechslung ein bisschen vor seinem Ex-Trainer und den aktuellen Spielern des Vereins herumzukaspern. Auch davon habe ich (natürlich) nichts sehen können, aber wenn da etwas dran ist, sage ich: Gewalt ist nie eine Lösung, manchmal aber vielleicht doch ein Argument.
Wenigstens ein optischer Leckerbissen hat es in mein Gedächtnis geschafft: Auf der Haupttribüne verfolgte direkt vor unserer Ecke ein riesengroßer Typ mit der Statur eines englischen Althauers das Spiel, Oberkörper frei und bis zum Hals zugehackt, aber keinerlei Interaktion Richtung Gästeblock, auch sonst kaum sichtbare Regungen, es war also nicht zu erkennen, welcher Seite bei dem Spiel seine Sympathie galt. Vielleicht war es ja tatsächlich ein Engländer. Immerhin bleibt mir so wenigstens eine positive Erinnerung an das Pokalfiasko in Lübeck.
Der Mutmacher zum Schluss
Was nun? Lassen wir Fakten sprechen: Nach jeder 0:1-Niederlage an der Lohmühle sind wir am Saisonende aufgestiegen. Ja, jetzt ist es ein anderer Wettbewerb, aber wer wird denn so pingelig ein? Dann eben so: Nach jedem Erstrunden-Aus gegen einen Viertligisten sind wir später aufgestiegen. Auf das 1:2 in Babelsberg 2006 folgte ein unaufhaltsamer … äh … Triumphzug bis in die Bundesliga, wo man sich bestimmt schon jetzt wieder auf uns freut. Läuft bei uns, oder?
Na ja, Spaß beiseite, am besten sehen wir zu, unsere Ligaspiele auf die Reihe zu bekommen, bevor wir in Kürze feststellen müssen: Wir haben zwar in Hamburg gewonnen, aber es war eben doch „nur der HSV“. Aber an der Art, dieses Spiel anzugehen, können wir uns gern wieder orientieren. Auf Berater-Deutsch: Wir müssen unser Pokal-Aus nur als Chance begreifen, dann wird alles gut.