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Musik & Fußball

Geschichten aus dem Paulianergarten

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F.C. Hansa Rostock – DSC Arminia Bielefeld 2:1, 6. August 2022, Ostseestadion, 2. Liga, 3. Spieltag

Dienstag, 9. August 2022

Gestern abend habe ich nach zwei Tagen den Versuch, einen Beitrag zum 2:1-Erfolg gegen Arminia Bielefeld in die Tasten zu hämmern, ergebnislos abgebrochen. Erstaunlich, schließlich sollten die Worte nach einem solchen Spiel doch wie von selbst aus den Fingern fließen, beispielsweise gab es:

  • das Ende einer langen sportlichen Durststrecke im eigenen Stadion, illustriert mit einer gigantischen Choreo zum 20. Geburtstag einer berühmten FCH-Fangruppe, zum gleichen Thema wurde bei der Gelegenheit ein neuer Tapetenrekord aufgestellt.
  • den Beginn meiner vorübergehenden Süd-Auszeit und damit den Auftakt zur „Test The Rest“-Tour durch das Ostseestadion mit dem ersten Hanseator-Heimspiel außerhalb der Südtribüne seit etwa 18 Jahren, zugleich mein erstes Profi-Spiel auf der Nordtribüne überhaupt.

Aber irgendwie wollten sich die Gedankenfetzen einfach nicht zu etwas Brauchbarem zusammenfügen, das passiert schon mal. Weiter also im Text:

SV Darmstadt 98 – F.C. Hansa Rostock 4:0, 13. August 2022, Stadion am Böllenfalltor, 2. Liga, 4. Spieltag

Sonnabend, 13. August 2022

Üblicherweise schreibe ich nur über Spiele, die ich vor Ort im Stadion gesehen habe. Das will ich gerade nach diesem Spiel gern beibehalten. Glück muss man haben! Hätte ich bloß nicht den Fernseher eingeschaltet, schließlich war der Spieltag auch noch mein letzter U60-Geburtstag mit einer schönen Feier im Familienkreis, der einen würdigeren Abschluss verdient hätte. Sehen wir es positiv, wenigstens war ich „dabei“, als Markus Kolke seinen ersten „Scorerpunkt“ klarmachte und dem Gegner zu einem mehr als „expected goal“ verhalf. Genießt es, SVD, solange ihr noch könnt. Heute seid ihr Lilien, bald jedoch Fossilien. Und damit zurück zur Aktualität:

F.C. Hansa Rostock – FC St. Pauli, 21. August 2022, Ostseestadion, 2. Liga, 5. Spieltag, vor dem Spiel

Dienstag, 16. August 2022

Kennt ihr den? Treffen sich zwei „Sogenannte“.

Paula: WHO THE F#CK IS HANSA ROSTOCK?

Hansi: SCHEISS PAULI!

Paula: SANKT!

Hansi: HIER REGIERT DER F.C.H.!

 Und nun? Wenn das Wichtigste so prägnant auf den Punkt gebracht wird, braucht ein „Witz“ keine Pointe!  Außerdem gibt es wesentlich differenziertere Einschätzungen zum bevorstehenden Spiel der Kogge gegen den Kiezverein, sogar aus ganz berufenem Munde:  In seiner berühmten Quizsendung fasste der frühere Fußballkommentator Günther Jauch gemeinsam mit einer angehenden Staatsanwältin kürzlich die Kriterien für die Einstufung als „Hochrisikospiel“ zusammen (Inhalt sinngemäß verkürzt):

„Hansa Rostock, da ist immer Randale, aber Pauli hat es auch faustdick hinter den Ohren.“ Besser hätte ich es nicht sagen können, ein Satz wie ein Peitschenhieb, könnte so original im Protokoll der Sicherheitsbesprechung stehen. Ich war jedenfalls sofort „on fire“, wie auf Knopfdruck, im ???-Fieber (ich verwende natürlich nicht das böse „D-Wort“, darüber zumindest besteht Einigkeit.

Die Mobilmachung ist in vollem Gange, das ist keine Übung.

Zu den Aufrufen: Suptras   USP

Fanbrief“ (PDF) der Polizei Rostock an die Gäste

Spannende Fragen, auf die am Sonntag Antworten gefunden werden (sollen):

  1. Wie werden die Punkte verteilt?

Der Bessere möge …  ABHAUEN! Ich will drei Punkte für Hansa, wenn sie dabei auch noch besser spielen als der Gegner, soll mir das recht sein. Ich hoffe, dass Trainer und Mannschaft die letzten beiden Spiele aus den Köpfen bekommen haben und sich ausschließlich auf ihre aktuelle sportliche Aufgabe konzentrieren. Bitte KEINE „Wiedergutmachung“ oder diffuse Revanchegelüste, wofür auch immer, das lenkt nur ab.

Prognose: Mit heißem Herzen und kühlem Kopf bleiben die Punkte in Rostock.

  1. Wie viele Fanmärsche wird es in Rostock geben? Welcher schafft die längste Strecke?

Für Auswärtsfans gibt es nichts Geileres, als im Block die eigenen Farben durch die gegnerische Stadt zum Stadion zu tragen. Darin unterscheidet sich St. Pauli nicht vom Rest der (Fußball-)Welt. Seit der letzten Saison in der Europa League sind Fanmärsche sogar medial gefeierter „Kult“.

Dass dies von Heimfans (nicht nur in Rostock) eher kritisch gesehen wird, liegt in der Natur der Sache. Dass die Hansaszene ihrerseits zum eigenen Marsch aufruft, ist logisch und konsequent, könnte kurioser Weise sogar dazu beitragen, dass vielleicht beide Aufzüge stattfinden, jedenfalls wenn ausreichender Abstand zwischen beiden Strecken eingehalten wird.

Damit kommt die dritte Partei ins Spiel. Das verbale Säbelrasseln hat auch seitens der Ordnungskräfte bereits begonnen, wie in einem OZ-Interview vom 16. August mit dem Rostocker Polizeichef deutlich wird: „Wir kalkulieren jedes Szenario ein, es könnte Auseinandersetzungen geben …“ usw. Diese Einschätzung erstreckt sich gleich mit auf die für eine Woche später angekündigte Demonstration zum Gedenken an die Pogrome von Lichtenhagen 1992, beide Veranstaltungen werden per OZ-Überschrift im Themen-Topf „heißer August“ verrührt, gewürzt mit einer Prise speziellen Humors: „Sonntag kommt St. Pauli, eine Woche später Tausende Antifaschisten“. Respekt, so subtil erlebt man die OZ nicht oft. Welcome to the hell of framing!

Prognose: Bei den Fanmärschen könnte der „Heimvorteil“ den Ausschlag geben. Ich rechne damit, dass die Polizei den Gästeanhang von den Vorzügen eines kostenlosen Busshuttleservices „überzeugen“ wird (das sage ich völlig wertfrei, ohne Hintergedanken, obwohl diese sicher angebracht wären). Bleibt zu hoffen, dass die nötigen Transportkapazitäten zur Verfügung stehen. Persönlich halte ich es für ausgeschlossen, dass die Polizei am Sonntag 2000 St.Pauli-Fans geschlossen durch Rostock laufen lässt.

Dass sich unter den Hansafans auf dem Weg zum Ostseestadion Gruppen bilden, möglicherweise auch größere, ist bei jedem Heimspiel so und könnte durchaus eines der „kalkulierten Szenarien“ sein, das aus Polizeisicht vielleicht sogar „am einfachsten“ zu begleiten ist.

Aber was weiß ich schon? Wir werden es erleben. Ich wünsche allen, die das Spiel im Ostseestadion sehen wollen, eine angenehme und möglichst ungestörte An- und Rückreise. Dies schließt ausdrücklich beide Mannschaften und ihre Fans ein.

  1. Gegen wen spielen wir eigentlich?

Wird es die Hansa-Medienabteilung diesmal schaffen, in spielbezogenen Statements auf offiziellen Vereinskanälen (Pressekonferenz, Interviews, Spielbericht, Liveticker, Hansa-TV, Stadionsprecher usw.) den Namen des sportlichen Kontrahenten zu erwähnen? Ich bin in Sorge, es werden mehr „lustige“ Ersatz-Begriffe kreiert als Torchancen. Mein Tipp an die Kreativen: Die Bezeichnungen „Stadtteilverein“ und „Kiezclub“ werden von den „Paulis“ eher nicht als Diss wahrgenommen, im Grunde stimmen sie ja sogar.

Prognose: Witzischkeit kennt keine Grenzen. Leider. Vorschlag für den inneren Seelenfrieden: Geht möglichst den Diskussionen in „sozialen“ Netzwerken aus dem Wege, vor und erst recht nach dem Spiel. Ignoriert Boulevard-„Berichterstattung“. Vergesst nicht: Es ist ein Spiel!

All we need is love.

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