Hanseator

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Kuchen zum Derby

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Erlebnisse beim Groundhopping, Teil 3

Für meine ersten Beiträge zum Thema hatte ich positives Feedback erhalten, also nutze ich die gerade begonnene Saisonunterbrechung nach der Hinrunde ganz unverschämt aus und setze die Androhung weiterer Texte in die Tat um. Irgendwie müssen wir ja durch die hansafreie Zeit kommen. Wobei: Was das betrifft, stehen ja zwei beachtenswerte Ereignisse auf dem Plan, auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar ist, ob und wo ich dabei sein kann. Wir werden sehen.

Für heute habe ich folgendes Spiel ausgewählt:

TuS Schwarz-Weiß Bismark – SSV Havelwinkel Warnau 3:0 (Landesliga Nord, Sachsen-Anhalt)

12.11.22 Waldstadion Bismark (Altmark)

Unsere Reiseleitung hatte das Spiel nach einem gründlichen Auswahlverfahren mit basisdemokratischer Abstimmung in das Tagesprogramm aufgenommen, dabei konnte sich Bismark gegen namhafte Konkurrenz durchsetzen, immerhin waren Größen wie Nordhausen, Bad Blankenburg oder Schönebeck mit im Rennen, den Ausschlag hatte die Nähe zur Hauptstrecke Schwerin-Braunschweig gegeben.

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass Sachsen-Anhalt das Resultat eines jahrtausendelangen Wettstreites darum ist, ob nun sächsische oder märkische Einflüsse die Oberhand im Kulturkampf um diese Region gewinnen würden. In der Altmark muss dieses Ringen besonders intensiv gewesen sein, mancher Ort hat sich bis heute optisch nicht entschieden.

Hat man es erst mal nach Bismark geschafft, ist das Waldstadion gut zu finden. Die Einfahrt zum für Landesliga sehr großzügigen Parkplatz ziert ein triumphbogenartiges Tor, auf dem noch der frühere Ehrenname „Werner Seelenbinder“ zu lesen ist. Wieder einmal freue ich mich, dass dieser nach 1989 nicht entfernt wurde, auch eine Gedenktafel im Zuschauerbereich erinnert an den großen Sportler.

Das traditionsreiche Waldstadion ist der erste Ground, den ein guter Freund von mir jemals in seinem Leben kreuzen konnte. In den 60er Jahren sagte man noch „Stadion“ oder „Sportplatz“, Groundpunkte gab es natürlich auch nicht. Damals stellte mein Freund bei einem Berufsschüler-Rennen über 3000 Meter in die falsche Richtung als einziger Teilnehmer einen Weltrekord auf, der bis heute nicht unterboten werden konnte, eine Bestmarke, an die sich auch niemand mehr herantraute, verständlich.

Die heute nicht mehr als solche erkennbare Aschenbahn wurde vermutlich nach der „Wende“ nie rekonstruiert, ich schätze, aus Respekt vor der sportlichen Leistung. Heute könnte man auf dem Untergrund aus Split und Kieselsteinen bestenfalls Speedway oder Trekkingradrennen abhalten. Mein Freund, dagegen, ist heute einer der prominentesten Hopper mit eisernem Hintergrund und in „Futbology“ die Nummer Eins beim 1. FC Union. Ehre, wem Ehre gebührt.

Ich mache noch ein paar Bilder und komme gerade am Einlass an, als ich höre: „Zwei Frauen und drei Männer, bitte.“ Wie jetzt? zwei Frauen?! Ich habe mich nicht verhört, bei Spielen des TuS Schwarz-Weiß zahlen neben Rentnern, Jugendlichen, Schülern und Studenten auch Frauen ermäßigten Eintritt. Ich bin schwer begeistert.

Im Vereinsheim gibt es neben dem üblichen 3B-Menü (Bier, Bockwurst, Brause) auch Kaffee und verschiedene selbstgebackene Kuchensorten, eine davon so lecker, dass ich gleich zweimal zuschlage. Die nette Frau am Tresen bemerkt: „Wir haben extra mehr gebacken. Wenn die Warnauer kommen, wollen die immer Kuchen haben.“ Respekt! Zeigt mir mal irgendein „Derby“ in unserem Land, bei dem extra für den Gegner (!) Kuchen gebacken wird. Ich bin weiter restlos begeistert.

Bei so viel Gastfreundschaft wird der Sport zur Nebensache, das Zuschauen lohnt sich trotzdem. Die Gastgeber gewinnen ihr „Derby“ (sie nennen es selbst so) verdient und ungefährdet mit 3:0. Wenn ihr es genauer wissen wollt, schaut euch gern den Spielbericht bei fussball.de an.

Von mir gibt es hier noch ein paar optische Impressionen, wobei ich zugeben muss, dass ich mich in den „VIP-Bereich“ verliebt habe.  Also fahrt unbedingt mal nach Bismark, es lohnt sich wirklich.

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