Hanseator

Musik, Fußball und manchmal auch ein bisschen Hansa

20 Jahre und ein bisschen heiser

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F.C. Hansa Rostock – Arminia Bielefeld 4:2, 20. September 2014

20 Jahre Ropiraten Rostock

Vermutet wurde es schon lange, jetzt ist der Beweis erbracht. Aber mal ehrlich, bei all den bösen Vorahnungen: Die Dimension, in der der F.C. Hansa Rostock seit Jahren von „sogenannten Fans“™ unterwandert wird, sprengt mittlerweile jedes Vorstellungsvermögen. Vergesst Pyroshows und Trainingslagerfotos mit Mopedmützen oder vor bösen, bösen Fahnen, jetzt haben sie sogar den sportlichen Bereich in den Schwitzkasten genommen.

Das muss man sich mal vorstellen. Die Herren Profis verkacken systematisch fast neun Monate lang ein Heimspiel nach dem anderen, scheiden sogar gegen einen Oberligisten aus dem Landespokal aus oder servieren einem erstmals in der dritten Liga spielenden, früheren Thekenteam drei Punkte auf dem Silbertablett und setzen damit wiederholt die traditionelle Vereinsharmonie aufs Spiel. Und das alles nur, damit ein Fanclub nach dem ersten Heimsieg des Jahres eine besonders schöne Geburtstagsfeier hat.

Das haben sie wirklich sauber hinbekommen, die feinen Herrschaften, denen dieser Beitrag gewidmet ist. Seit 1994 gibt es die ROPIRATEN inzwischen, ihre Wurzeln liegen in so klangvollen Hansafanclubs wie „Bockwurst“ oder „Wikinger“, in legendären Fanzines wie „Frösi“ oder „DSWAIN“ berichteten Mitglieder regelmäßig über ihr Leben mit, für und rund um Hansa, und zwar lange bevor an dieses Internet in seinen heutigen Ausmaßen zu denken war.

Auch dem Rostocker FC gehört(e) ein nicht unerheblicher Teil der fußballbezogenen Aktivitäten, leider ist das Verhältnis zum Verein wegen der jüngsten Entwicklungen im Sponsoring derzeit erheblich gestört. Das ist überaus schade, auch wenn das der eine oder andere aktuelle Verantwortungsträger in Rostocks ältestem Fußballverein ja nicht so zu sehen scheint, glaubt man verschiedenen Interviews. Vielen Ropiraten blutet allerdings das Herz in dieser Situation, aber wer lässt sich schon gern öffentlich vor den Kopf stoßen?

Und schließlich spielt die Musik eine alles überstrahlende Rolle bei den Ropiraten: gemeinsame Konzertbesuche, Reisen zu Festivals oder auch Organisation eigener Veranstaltungen. Nicht zuletzt ist die Rostocker Musikszene in Form von Bands wie Dritte Wahl, Crushing Caspars, Mainpoint, Tricky Lobsters, Rostdocs und … und … und … sehr eng mit den Ropiraten verbunden. Es konnte so zwangsläufig keinen anderen Weg geben, als den 20. Geburtstag mit Fußball und Musik zu begehen.

Vor der musikalischen Kür stand dabei zunächst die sportliche Pflicht auf dem Programm, und die hieß: Hansa Rostock gegen Arminia Bielefeld. Das Ergebnis ist ja inzwischen bekannt, Hansa zeigte sich erstmals in diesem Jahr im Ostseestadion von seiner allerbesten Seite und rang die favorisierten Arminen in einem sehenswerten und spannenden Spiel verdient mit 4:2 nieder. Sehr bedauerlich in diesem Zusammenhang ist, dass der Trainer des Rostocker FC aufgrund eigener Verpflichtungen (ein 0:1 gegen Aufsteiger Boizenburg) nicht im Stadion weilen konnte und wir so im nächsten Interview leider nicht erfahren werden, ob Hansa dieses Mal vielleicht taktisch sogar etwas richtig gemacht hat.

Für den Abend hatten die Ropiraten zur Geburtstagsparty ins Rostocker Peter-Weiss-Haus geladen, gegen 17:30 Uhr traf ich mit meinen Gastgebern Gudrun und Adrian (vielen Dank nochmal fürs Quartier) am Veranstaltungsort ein. Bis zum Beginn der Feierlichkeiten war noch jede Menge Zeit, jedenfalls für mich, und so ließ ich mich im Garten des PWH nieder, beherrschendes Thema bei den schon Anwesenden war natürlich das gerade gewonnene Spiel:

Hansa gewinnt gegen Bielefeld. Das gibt’s doch gar nicht. Also … nicht Bielefeld, den Hansa-Heimsieg!

„Bielefeld-Verschwörung“ ist so Neunziger. – Gewonnene Hansaspiele auch!

Im Flur des PWH fand unterdessen eine Tombola statt, deren Quote besser war als die Heimbilanz des FC Hansa im Jahr 2014: Jedes vierte Los gewann. Ropiraten-Humor kann so subtil sein. Ich brauchte sogar nur zwei, ein wirklich erfolgreicher Tag. Hinter dem Lotterietisch gab es den ganzen Abend Bilder aus 20 Jahren Ropiraten-Geschichte zu bewundern, es war beeindruckend zu sehen, wie nicht nur der Fanclub, sondern auch einige seine Mitglieder über die Jahre an Umfang und Gewicht zugelegt haben.

Für den angemessenen musikalischen Rahmen der Geburtstagsfeier sorgten zunächst die Kudders mit Shanty’n’Roll, eine sichere Bank, wenn eine Party wirklich gut werden soll. Die Jungs brachten den Saal schnell auf Betriebstemperatur, wenn ihr mal die Chance habt, sie zu sehen, geht auf jeden Fall hin!

Den zweiten Teil übernahm dann eine Band mit dem interessanten Namen „Projekt Meterhecht“. Die jungen Leute haben sich bei Szene-Insidern längst einen Namen als Dritte-Wahl-Coverband gemacht. Und sie sind wirklich gut. Mit geschlossenen Augen konnte man meinen, die echten Wahle stünden auf der Bühne, mit geöffneten Augen übrigens auch. Die Luft im Saal kochte, denn die Hechte beherrschten ihr Handwerk ganz ausgezeichnet, fast wie bei einem richtigen Dritte-Wahl-Konzert. Nur für Horst Köbberts „FC Hansa ohe“ müssen sie bis zum nächsten Mal noch die dritte Strophe üben. Sind ja noch jung.

Weiter ging es dann mit Musik aus der Konserve. Das Schöne bei Veranstaltungen der Ropiraten ist, dass man komplett von irgendwelchen „angesagten“ Chart-Nummern oder pseudo-kultigen Partyphänomenen a la Helene F. oder Roland K. verschont bleibt. So verging die Zeit wie im Fluge, irgendwann zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang zog es uns dann nach Hause, wo wir uns – so wie vor 20 Jahren – im Videotext noch einmal vergewisserten, dass der Hansa-Sieg kein feuchter Sufftraum, sondern strahlende Realität war. Die Welt kann so schön sein.

Danke an die Ropiraten und Freunde für einen unvergesslichen Abend und alles Gute für die nächsten zwanzig! Und bitte, lasst Hansa und die Hansafans nicht wieder so lange zappeln.

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