Rechtzeitiges Erscheinen sichert gute Plätze, rechtzeitiger Ticketkauf manchmal sogar noch mehr. Wenn beides zusammentrifft, erscheint man viel zu früh am Einlass, so wie ich nach unerwartet störungsfreier Anreise über die A24 und durch erstaunlich dünnen Feierabendverkehr am Donnerstagabend am Berliner Tempodrom, dessen Türen sich erst eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn öffnen. Immerhin erleichtert dies die Suche nach einem Parkplatz enorm, nicht mal fünf Minuten Fußweg entfernt. Darüber hinaus haben sich auch noch keine Schlangen beim mobilen Catering vor der Tür gebildet, es gibt unfassbar leckere Speisen vom Raclette, mit original Schweizer Käse, Walnüssen und Rosmarinkartoffeln. Kann man mal machen. Weiterlesen →
Sonntagabend, 18 Uhr: Nun ist es also passiert, nicht wirklich überraschend, aber deshalb nicht weniger erschreckend. Die „Alternative für Deutschland“, neue Partei mit alten Parolen hat bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern das befürchtete Ergebnis – mehr als 20 Prozent der abgegebenen Stimmen – eingefahren. Ex-Radiomoderator (SYSTEMMEDIEN!!!1!EINS!!ELF!!) und Spitzenkandidat Leif-Erik Holm wird im Fernsehen von einer Wahlsendung zur nächsten durchgereicht, ich mag gar nicht glauben, dass dieser smarte, gar nicht unfreundlich wirkende Mann der gleiche aggressive Hetzer ist, den ich in den letzten zwei Wochen zweimal in Schwerin am Rednerpult erlebt habe. Weiterlesen →
Nopperhof FestEvil 2016, 29./30. Juli 2016, Langen Trechow
Sonntagmorgen, kurz vor halb drei verklingen die letzten Live-Töne beim diesjährigen FestEvil auf dem Nopperhof in Langen Trechow. Auf der Bühne verabschiedet sich FestEvil-Dauerbrenner Zaunpfahl vom begeisterten Publikum. Geschätzte 200 Leute haben der inzwischen einsetzenden Nachtkühle bis zum Schluss getrotzt, die Gänsehaut kommt nicht nur von den Temperaturen. Zwei ereignisreiche Tage voller Musik beim Familientreffen der Freunde des RoggenRoll sind schon wieder vorbei, man mag es nicht glauben.
Aus den Boxen kommen ganz ungewöhnliche Klänge, die bei einem Festival dieser Art wohl niemand erwartet hätte: „Supper’s ready“ vom 1972er Genesis-Album „Foxtrot“ bildet einen bizarren Kontrast zur Musik der letzten beiden Tage und entkräftet zugleich den Verdacht, die Tontechnik hätte für das ganze Wochenende nur eine CD der Klaus-Renft-Combo für die „Umbaupausen-Musik“ dabei gehabt. Die monumentale Melancholie des Genesis-Klassikers legt sich über das Gelände vor der Bühne und hilft tatsächlich beim „Runterfahren“ und Rekapitulieren der letzten 34 Stunden. Weiterlesen →
Bruce Springsteen & The E Street Band – The River Tour 2016
Rom, Circus Maximus, 16. Juli 2016
Manchmal hat es auch seinen Vorteil, wenn die Tourneeplanung von Rockstars nicht linear verläuft. Mit den deutschen Terminen hatte sich das Management etwas Zeit gelassen, der Gig in Rom, noch dazu an einem Sonnabend, lachte mich dagegen schon länger an. Ein kurzer Check der Flug- und Übernachtungsmöglichkeiten ließ schnell den Entschluss reifen: Da bist du dabei. Auch die Ticketbestellung über ticketone.it ging ohne Probleme über die Bühne, somit war nach der Euro 2016 das zweite Sommer-Highlight fest gebucht.
Es sollte eines der schönsten Konzerte werden, die ich je erleben durfte. Aus einer Mischung von Musik, Historie und mediterranem Sommer wuchs ein einzigartiger, unvergleichlicher Abend mit dem für mich größten Rockmusiker aller Zeiten an einem außergewöhnlichen Ort, eine Erinnerung für die Ewigkeit. Weiterlesen →
Bruce Springsteen & the E Street Band – The River Tour 2016
Berlin, Olympiastadion, 19. Juni 2016
Nach drei Jahren des Wartens ist es endlich so weit, Bruce und Band geben sich wieder in Europa die Ehre. Der Tourplan sieht zwar nur zwei Stopps in Deutschland vor, aber mit Berlin zumindest eine relativ wohnortnahe Show. Dass meine Anreise zum Berliner Olympiastadion trotzdem eine Woche dauert und mehr als 2500 Kilometer lang ist, liegt einfach nur daran, dass ich vorher noch ein paar Tage zur Fußball-EM nach Frankreich gefahren bin. Um ehrlich zu sein – ohne das Konzert wäre ich sicher noch etwas länger da geblieben, aber man muss die Feste feiern, wie sie fallen.
Unterwegs ist der Springsteen-Clan unter dem Motto „The River Tour“. Das Unternehmen begann Anfang 2016 in den USA mit einer Komplettaufführung des gleichnamigen Albums, Bruce zufolge mit dem Ziel, nach Veröffentlichung der dem 35jährigen Jubiläum des Albums gewidmeten Box „The Ties That Bind“ zu schauen, wie es sich live anfühlt. Offensichtlich war das so großartig, dass daraus gleich eine ausgedehnte Tournee durch die Staaten wurde, 37mal brachte die Band das komplette Album von Anfang bis Ende zur Aufführung, eingebettet jeweils in eine Show mit springsteen-üblichen Dimensionen. Weiterlesen →
Gerade mal zwei Jahre sind vergangen seit meinem ersten Omega-Konzert, das ist nicht mehr als ein Wimpernschlag, verglichen mit der Zeit, die zwischen dem Kauf meiner ersten LP und besagter Show 2014 in Rostock lag.
Mit der Kirche St. Nikolai (Schelfkirche) zu Schwerin war ein ungewöhnlicher Veranstaltungsort ausgewählt worden. Ungewöhnlich weniger für die Band, denn die Oratorium-Tour war ursprünglich vor allem für die Aufführung in Kirchen konzipiert, für mich dafür umso mehr. Wenn ich zurückdenke, habe ich noch nicht allzu viele Konzerte in Kirchen erlebt, ich erinnere mich dunkel an ein paar Freejazz-Events Ende der 70er Jahre in meiner Heimatstadt Altenburg, aber das war es dann auch schon. Wurde also mal wieder Zeit. Weiterlesen →
Feine Sahne Fischfilet – Straßenabitour, M.A.U. Club Rostock, 29. & 30. Januar 2016
Samstagabend, gegen 21:30 Uhr im Rostocker M.A.U. Club. Gerade haben Stage Bottles einen furiosen Auftritt vollendet, die Menge stimmt sich so langsam auf das Hauptereignis des Abends ein, als mich ein junger Mann anspricht: „Sind Sie Herr Gorkow?“ Ich drehe mich kurz um, er meint wirklich mich, hinter mir ist niemand, ich stehe ja auch direkt vor der Wand. Ich versichere ihm, dass ich es nicht bin, mein Gegenüber fragt noch einmal nach: „Ganz sicher?“, wobei er verschwörerisch blinzelt, als wolle er sagen: „Ich verrate es niemandem.“ Ich überlege kurz, in meinem Ausweis nachzusehen, antworte dann aber doch: „Ganz sicher.“ So richtig überzeugt scheint er zwar immer noch nicht, aber der junge Mann bohrt nicht weiter nach und kehrt zurück ins immer dichter werdende Getümmel vor der Bühne. Weiterlesen →
Der Tag beginnt wie ein italienisches Partisanenlied: Eines Morgens, in aller Frühe, nämlich genau um zwei Uhr, reißt mich der Wecker aus dem Halbschlaf, eine halbe Stunde später fahre ich schon durch dichten Nebel in Richtung Berlin-Schönefeld, von wo aus ich als Teil einer 24-köpfigen Reisegruppe der Rostocker Ropiraten zu einem verlängerten Wochenende in Inverness, Hauptstadt des schottischen Verwaltungsbezirks Highland, aufbrechen werde.
Vor uns liegen vier intensive Tage voller Kultur in allen Facetten, die dieses Wort bereit hält, wir werden Schottland von seinen schönsten Seiten erleben: überaus gastfreundliche und lebensfrohe Menschen, großartige Landschaften, historische Bauwerke und die Tradition der Herstellung und des Genusses von Whisky. Sogar ein Fußballspiel der Scottish Professional Football League steht auf dem Programm. Na gut, um ehrlich zu sein, war dieses Spiel Anlass der Reise und maßgeblich für die Bestimmung von Reiseziel und –termin, fügt sich aber harmonisch ins Gesamtpaket ein, ohne dieses zu dominieren. Ganz nebenbei verhelfen wir übrigens mit unserer Abwesenheit vom Ostseestadion an diesem Wochenende sogar dem F.C. Hansa zum langersehnten ersten Sieg in der Liga seit August, jedenfalls wird das von dem einen oder anderen Ex-Kumpel behauptet. Ach ja, und das Rätsel um Nessie ist auch keines mehr. Weiterlesen →
Die Toten Hosen bei „Jamel rockt den Förster“, 29. August 2015
Es ist nicht möglich, zufällig oder aus Versehen in Jamel zu landen. Die Straße dorthin endet in der Dorfmitte, schon am Abzweig von der Bundesstraße 105 im benachbarten Gressow weist ein Verkehrsschild auf die Sackgasse, in die man sich gerade begibt, hin. Es fehlt eigentlich nur die Warnung „Betreten und Befahren auf eigene Gefahr“. Aber heute abend gibt es einen guten Grund, das Dörfchen, in dem man möglichst von niemandem je gesehen werden möchte, mal zu besuchen. Die Toten Hosen haben spontan einen Spezialauftritt bei der neunten Auflage des vom Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer organisierten Festivals für Demokratie und Toleranz „Jamel rockt den Förster“ vereinbart. Weiterlesen →
Was gibt es Schöneres, als sich mit Freunden zu treffen und unter freiem Himmel zu mitreißender Live-Musik großartiger Bands gemeinsam zu feiern? Was wie eine Suggestivfrage daherkommt, bestätigt sich immer wieder durch persönliche praktische Erfahrung. Abseits der Gigantomanie weltweit bekannter Massenveranstaltungen wie Rock am Ring oder Wacken finden in unserem Bundesland Woche für Woche „kleine“, familiäre Festivals statt, die von engagierten Leuten mit viel Liebe zum Detail und großer Professionalität, ehrenamtlich und in ihrer Freizeit geplant, vorbereitet, organisiert und dann mit Leben erfüllt werden. Weiterlesen →